Georg Hahn ist ein umtriebiger Sänger und Musiker, der außerhalb Hamburgs etwas unterm Radar geflogen ist. Die im Info-Sheet erwähnte „legendäre Band CAKEWALK“ (aus einer Kritik von triggerfish.de) hat es auf lediglich eine Veröffentlichung namens "Poptown" gebracht, die nur schwer und antiquarisch aufzutreiben ist. Der junge Georg Hahn ist zudem mit dem 50 VOICES-Chor und Band bei einer unbenannten Veranstaltung als souliger Crooner zu finden. 2018 findet Hahn seine Berufung dann als FINALLY GEORGE, die er unter anderem der Zusammenarbeit mit STYX-Drummer Todd Sucherman verdankt.
„Life Is A Killer“ entpuppt sich als elegantes New-Artrock-Elaborat, das mit einer gehörigen Portion Melancholie seine raumgreifenden Songs entwickelt. Georg Hahn singt nicht nur sehr einschmeichelnd, er spielt auch die meisten Instrumente selbst. Die Unterstützung ist hochkarätig, neben Suchterman an den Drums, gibt sich der „Eric Clapton Hamburgs“ Erlend Krauser die Ehre, Delef Bösche spielt Hammond-Orgel und auf „Time Stands Still“ gesellt sich Jazzmusiker Fiete Felsch mit seiner Flöte zum kleinen Team.
Getragener Wohlklang prägt das Album, der manchmal etwas deftiger konterkariert wird („She“ – früh gepolstert durch satte Choreffekte), Freunde krummer Takte dürften kaum in Begeisterungsstürme ausbrechen. Meist geht es samten und hochmelodisch zur Sache. PORCUPINE TREE im Balladenmodus sind nicht fern, ebenso BLACKFIELD (gleich im Opener), RPWL und die späten MARILLION. Kleine BEATLES-Reminiszenzen gibt es obendrauf. Doch behält das Album seinen eigenen Tonfall, was nicht nur an FINALLY GEORGEs geschmeidigem Gesang liegt. Tasteninstrumente spielen eine ebenso große Rolle wie Gitarren. So werden die getragenen Saitenspielereien gerne unterbrochen durch kleine Klavier- oder Synthesizersoli, während breitflächige Keyboardsounds meist die Grundlage der Songs bilden.
Bisweilen wirkt der Herz-Schmerz-Faktor arg dick aufgetragen, „I’ll Be There“ ist sowohl textlich wie musikalisch ein wahrer Tränendrücker – mit ergreifenden Momenten. Das kantigere „Time Stands Still“ macht eine bessere Figur, besitzt ein paar jazzige Farbtupfer und spart nicht mit großen Gefühlen. FINALLY GEORGE hat natürlich völlig recht, dass das Leben ein Killer ist, manchmal halt auf Samtpfoten, oder wie es in „Tears Of A Million Lies“ heißt: „Drowning In A Desert“. Das ist über eine Stunde großes Schwelgen in Moll. Nicht neu aber für die entsprechende Gemütslage sehr gut.
FAZIT: „Life Is A Killer“ bietet elegischen Artrock der gehobenen Spielweise. So eine Art. „On An Island“ ohne gänzlich in jener meditativen, nahezu zen-buddhistische Selbstreflexion zu verharren, die Gilmours Werk wie kaum ein zweites beherrscht, und die missliebige Zeitgenossen despektierlich Stillstand nennen. FINALLY GEORGEs Album ist allerdings keine Insel, sondern ein stetiger Fluss durch eine sorgsam angelegten Kulturlandschaft.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2018
Finally George
Finally George
Finally George, Erlend Krauser, John Engehausen, Ralf Bittermann
Finally George, Matthias Pogoda, Detlef Bösche
Todd Sucherman
Fiete Felsch (flute)
Eigenpressung/Just For Kicks
64:55
27.04.2018