Zunächst als Soloprojekt gestartet, sind FLORIAN GREY infolge zahlreicher Liveauftritte, ohne die im Zeitalter von SPOTIFY und Co. kaum Aussicht auf Erfolg besteht, mittlerweile zu einer Band zusammengewachsen, eine Tatsache, die sich äußerst positiv auf das neue Album ausgewirkt hat.
Entstanden ist ein sehr griffiges und starkes Opus mit Dark Rock-, Metal-, Alternative- und Popanleihen, das durch seine Vielschichtigkeit, sowie das starke Songwriting besticht. Hinzu kommen die durchweg mystisch angehauchten Texte, die teilweise bewusst falsche Fährten legen („Bluecifer“), was die Sache zusätzlich interessant macht.
Nach dem starken Opener folgt mit „Until We Go Down“ der nächste Ohrwurm, der etwas mehr Metal ins Spiel bringt, bevor mit „Bereft“ ein Hitaspirant, der schon fast an A-HA zu besten Zeiten erinnert, aus dem Boxen schallt und an wohligste 80er Klangkaskaden erinnert ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren.
Ein absolutes Highlight der Scheibe aber ist „My Babylon“ das im SISTERS OF MERCY-Gewand mit treibenden Grooves und fantastischer Hookline daherkommt. Ein Track, auf den die „Schwestern“ stolz gewesen wären, wobei das Teilchen in diesem Fall mindestens 8 Minuten lang gewesen wäre. FLORIAN GREY begnügen sich mit 2:42 Minuten und gehen auch hier eigene Wege.
Der Mittelteil des Albums gerät mit „Glimmer (Save Me)“, „Relief“ und dem Instrumentalstück „Paraphrase“ etwas poppiger, was dem Flow des Albums aber keineswegs abträglich ist.
„Blood In A Shell“ zieht das Tempo wieder an, startet mit einem erdigen Metal-Riff und entwickelt sich im weiteren Verlauf mit Piano- und hypnotisch anmutendem Gesangspart zu einer fantastischen Rocknummer, die weit über dem Durchschnitt thront. Catharsis beschließt ein großartiges Werk und man ist versucht, direkt den nächsten Durchlauf zu starten.
FAZIT: FLORIAN GREY überzeugen mit „Ritus“ auf ganzer Linie. Die Entscheidung, raus aus dem Studio in die weite Welt zu gehen, um die Reaktionen des Publikums während einer Live-Situation auszuloten, machen sich vollauf bezahlt. Der Longplayer zeigt den Facettenreichtum FLORIAN GREYs, dessen sonorer Bariton ein Übriges zum Gesamtpaket beisteuert. Kaufempfehlung für alle Dark-Rock Liebhaber/Innen und man darf gespannt sein, wie sich das Ganze auf der im Herbst anstehenden Tour präsentieren wird.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2018
Simon Zlotos
Florian Grey
Von Marengo
Simon Zlotos
Yannik "Rage" Bockelmann
Echozone
47:27
18.05.2018