Nicht nur vom Cover her erinnert „Seas Of Change“ an GALAHADs progressives 2007er-Meisterwerk <a href="http://musikreviews.de/reviews/2015/Galahad/Empires-Never-Last-The-Deluxe-Edition/" rel="nofollow">„Empires Never Last“</a>, es setzt auch musikalisch und thematisch genau dort an: Das britische Empire ist in ein stürmisches Meer geraten, das es zu verschlingen scheint. Nennen wir dieses Meer mal Brexit, dann wissen wir, dass progressive Rockmusik auch absolut glaubwürdige Konzept-Alben zu aktuell politischen Themen bzw. Problemen hinbekommt. Dank GALAHAD.
Und die Brit-Progger gehen auf „Seas Of Change“ gleich noch einen konsequenten musikalischen Schritt weiter, indem sie sich bei ihrem Konzept, genauso wie es TOXIC SMILE mit ihrem „Farewell“-Album (Das leider tatsächlich deren Abschiedsalbum werden sollte!) bereits umgesetzt hatten, auf ein über 40 Minuten langes Stück festlegen, das – auch wenn die 12 extra benannten Kapitel darüber hinwegtäuschen – man in einem Rutsch hören muss.
Warum diese Konsequenz leider durch die beiden Edit-Versionen, welche die CD abschließen, etwas verwässert wird, anstatt konsequent die Ein-Stück-Idee hinter „Seas Of Change“ durchzuziehen, ist im Grunde der einzige Schwachpunkt hinter diesem epischen GALAHAD-Werk, bei dem die Band erneut geschickt mit klassischem Prog, Art Rock und melodischem Neo- plus Symphonic-Prog sowie breit angelegten orchestralen Arrangements und sakralen Chören jongliert. Angereichert wird das progressive, klangvolle und sehr gut produzierte britische Königsgewand zusätzlich mit vielen elektronischen Elementen, Synthie-Flächen und einer Unmenge von Sound-Collagen, die immer neue Spannungsbögen eröffnen.
Zwischen all den stürmischen Prog-Gewittern sorgen geschickt eingesetzte ruhige, akustische Elemente für eine entspanntere Atmosphäre, wobei besonders der Einsatz von Flöten, Klarinetten und Saxofon begeistert, während Lee Abraham mit seiner E-Gitarre für so einige Gilmour-Momente sorgt und der charismatische Gesang von Stu Nicholson sich zwischen den Stimmbändern eines MARILLION-h und IQ-Nicholls bewegt.
Auch die Idee, mit einem Sprecher, der Zeitungs-News zwischen den Kapiteln verkündet sowie einem Lobredner zu arbeiten, steigert die Spannung hinter „Seas Of Changes“ zusätzlich, während damit zugleich die konzeptionellen Stränge fest miteinander verknüpft werden.
Es sind eben stürmische Zeiten im britischen Königreich angebrochen, in denen es drunter und drüber, hin und her geht – und genau das vertonen GALAHAD kongenial und überzeugend, was zu dem...
...FAZIT führt: Mit „Seas Of Change“ steht einem rundum gelungenen Prog-Konzept-Album tatsächlich Tür und Tor offen – und alle, die sich nach einem weiteren Album von GALAHAD in bester „Empires Never Last“-Manier sehnten, die müssen schnellstens die Zugbrücke zu ihrer Musikanlage runterlassen, um diesem zeitkritischen Album zum britischen, vom Brexit arg gebeutelten Königreich Einlass in ihren CD-Player zu gewähren. Nur sollte man sich dazu unbedingt eine knappe Dreiviertelstunde am Stück Zeit nehmen!
PS: Und wo das Album von Freunden guten Progrocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://www.justforkicks.de/detail.asp?id=25196&sid=220202M86N153N40N169&uid=0&lid=1" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.04.2018
Tim Ashton
Stuart Nicholson
Lee Abraham
Dean Baker
Spencer Luckman
Sarah Bolter (Flöte, Saxofon, Klarinette), Andrew Wild (Newsreader), Peter Watson (Toastmaster)
Avalon Records/Just For Kicks
55:54
26.01.2018