<b>Hinweis:</b> Bitte lest zu dem Album auch <a href="http://musikreviews.de/artikel/GHOST-Prequelle-Massen-Review-126/" rel="nofollow">unsere Massen-Review</a>!
Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist "Prequelle" wieder ein wenig direkter ausgefallen, doch natürlich verändern sich GHOST nicht grundlegend. Im Rahmen ihrer aktuellen Schwerpunktverlagerung legen die Schweden allerdings ein Album vor, das so viele potenzielle Hits aufweist wie keiner seiner Vorgänger.
Nach dem Intro 'Ashes' mit morbidem Kinder-Abzählvers ist gleich das mittlerweile hinlänglich bekannte 'Rats' ein Über-Ohrwurm vor dem unheiligen Herrn, sein Text ebenso hintersinnig wie jener des darauffolgenden Doom-Stampfers 'Faith' mit seinem einschmeichelndem Refrain samt heimtückischer Pointe. Dementsprechend wirkt 'See The Light' danach nur auf den ersten Hör wie ein Liebeslied und lässt mit seiner bittersüßen Anmutung schlucken - düsteres wie doppelbödiges Entertainment auf höchstem Niveau.
Eine verhältnismäßige Überraschung stellt das Symphonic-Rock-Instrumental 'Miasma' dar, eine cineastische Leistungsschau mit Saxofon und einigen treibenden Parts. Mehr Eighties geht nicht … oder doch? Der fieseste Ausbund an Eingängigkeit auf dem Album ist 'Dance Macabre', extrem abgefeimter Pop Rock Marke Boston oder Foreigner zu "4"-Zeiten, woraufhin einem das gehässige 'Pro Memoria' im Hals steckenbleiben kann, wirkt es doch als epische Power-Ballade mit Klavier letzten Endes nur indirekt so romantisch wie sein "Memento Mori"-Textmotiv.
Im Anschluss gönnen sich GHOST Kreativität auf Sparflamme, was bei ihnen aber immer noch für hochkarätiges Songwriting reichte. Das etwas zu offensichtlich auf die Masse zugeschnittene 'Witch Image' besticht mit zarten Strophen, und 'Helvetesfönster' (na, was heißt's auf Deutsch?), ein weiteres Instrumental, diesmal mit Flöten-Synth als Reprise auf die Melodie von 'Pro Memoria' im einstweiligen Walzer-Takt nebst Klaviertrillern sowie allen Prog-Schikanen hätte sich hervorragend als Finale geeignet; stattdessen folgt mit dem melancholischen 'Life Eternal' ein nahezu entbehrliches, längeres Outro, der einzige Schönheitsfehler eines beinahe perfekten Albums.
FAZIT: GHOST am kompositorischen Zenit, eingebettet in einer nahezu vollkommenen Pop-Metal-Produktion. In ihrem einzigartigen stilistischen Bereich hat die Band ihren Schwerpunkt geringfügig verlagert, verhaltene Neuerungen in ihren Sound eingebunden und sich ihre Frische abermals bewahrt. "Prequelle" enthält mehrere Songs für die Ewigkeit und ist wie zu erwarten ein unantastbares Bollwerk. "Haters gonna hate", wie der Brite so treffend sagt - dem echten Papst sind Kritiker schließlich auch egal. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/8daa81d4c9464b65b8a775b87547a822" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.06.2018
Spinefarm / Universal
41:43
01.06.2018