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Giant Hedgehog: Die Irrealität der Zeit

Stil: Kraut / Stoner / Psych

Cover: Giant Hedgehog: Die Irrealität der Zeit

Dass GIANT HEDGEHOG auf Bandwurm-Songs stehen, haben sie bereits mit ihrer selbst betitelten EP vor einiger Zeit bewiesen, und nun folgt eine zweite, die sehr ähnlich gestrickt ist. "Die Irrealität der Zeit" weitst im Vergleich zu "Giant Hedgehog" keine stilistische Veränderung auf; stattdessen haben die Münsteraner weiter an dem gefeilt, was sie von Beginn an ausmachte - einer Versöhnung des Jazzrock der frühen Van der Graaf Generator mit ungleich lässigeren Gesten aus dem Stoner- und Doom-Bereich, wo heutzutage ja der Trend-Bär steppt.

Unter diesen Umständen sind GIANT HEDGEHOG aber nach wie vor zu eigensinnig, um sich der Schlaghosen-Klientel anzubiedern, geschweige denn zu den kommerziellen Platzhirschen der Szene aufzusteigen. Während Skandinavier kommerzielle Erfolge erleben, halten die Deutschen an britischen Tugenden und dem Vermächtnis ihrer Heimat fest - Stichwort Krautrock. "Die Irrealität der Zeit" ist ein Statement für Improvisation als nie versiegender kreativer Quell, wenn man sie nicht als zielloses Gedudel versteht, sondern damit meint, dass Musiker als Menschen wie Instrumentalisten aufeinander eingehen, um einzigartigen spielerischen Momenten zu Gunsten des Songs im klassischen Sinn Struktur zu verleihen.

Auch wenn GIANT HEDGEHOG also mäandern, finden sie inmitten elegante Saxofon-Lines und schwelgerischer Gitarrenleads, getragener Parts mit langsamer Doublebass und ungleich zackigeren Rhythmen stets den roten Faden wieder und gelangen auf spannenden Umwegen zum Ziel. Als Bläser ist Thomas Mrosek übrigens ein Posten von unschätzbarem Wert für die Band; ohne ihn wäre ihr Sound schlichtweg nur halb so bunt.

FAZIT: Das antik griechische Motto "Alles fließt" scheint in riesiger Schrifttype im Proberaum von GIANT HEDGEHOG zu hängen. Die Band wandelt auf "Die Irrealität der Zeit" noch selbstsicherer zwischen metallischen Gesten, Stoner-Lässigkeit sowie einer hibbeligeren Fusion aus Canterbury und BRD-Kommunenrock, ohne sich selbst noch das "Lied" an sich aus den Augen zu verlieren. Gesang würde angesichts der hier gebotenen Fülle an Ideen tatsächlich nur stören. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/9940659e263c4687a9bd8cc6e0525ed7" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2018

Tracklist

  1. Die Irrealität der Zeit

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Onbones Collective

  • Spieldauer

    13:04

  • Erscheinungsdatum

    03.08.2018

© Musikreviews.de