Auf "… This Earth Shaped Tomb" sind die Titel der Songs oftmals interessanter als letzten Endes der musikalische Inhalt, und so gesehen geben GILLIAN CARTER verbindliche Versprechen ab, die sie nicht halten. Vielleicht sollte Alleinunterhalter Logan Rivera (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) seinem Bassisten Robert Caruso mehr Spielraum einräumen oder sich gleich eine feste Band suchen, denn das, was der Amerikaner Neo-Screamo nennt, wirkt über weite Strecken konturlos und im besten Fall wie eine Sammlung von Ideen, die Gruppen wie Converge für ihre Alben verworfen haben.
Das Duo aus Florida hat sich für die Aufnahmen von "… This Earth Shaped Tomb" um einen Session Drummer verstärkt, der sich für die meisten der 15 Tracks gehörig ins Zeug legen muss. Oft handelt sich bei den zwischen 12 Sekunden (!) und knapp fünf Minuten langen Vignetten um scheinbar spontane Eruptionen, deren Tonmaterial manchmal harmonisch, meistens schief und schepp anmutet. Hooks oder überhaupt irgendwie erkennbare Ideen weisen sie selten auf.
Der Sinn hinter einem Akustik-Zwischenspiel wie 'Pure Consciousness' erschließt sich beispielsweise ebenso wenig wie diverse deplatzierte Mundharmonika-Einsprengsel. Das wuchtige 'Distant Blue Ambiance' ist mit größerem Abstand vor allen anderen Stücken das stärkste der Scheibe, womit GILLIAN CARTER wohl versehentlich unterstreichen, dass ihnen Gemächlichkeit, die mit besonnenem Songwriting einhergehen sollte, besser steht als Unsinn wie 'Synthetic Lies', der sich in 90 Sekunden in Black-Metal-Raserei hineinsteigert.
Erschwerend hinzu kommt letzten Endes auch das übersteuerte Geschrei des Projektkopfs, das latent an den Nerven des Hörers zerrt. Davon abgesehen, dass Rivera ein paar richtiggehend anheimelnde Post-Rock-Parts mit schwelgerisch flirrenden Gitarren auf die Reihe kriegt, wirken die vielen offensichtlich improvisierten Ruhepausen, in denen es nur fiept und sachte Akkorde angeschlagen werden, eher wie Gesten der Verlegenheit. Wenn das Geplänkel 'Heaving Violence' die Scheibe ohne zwingende Idee abschließt, ist das ein unausgesprochenes, aber prägnantes Fazit …
FAZIT: Viel Lärm um nichts oder Chaos ohne Methode oder Ziel, ein Armutszeugnis nach fast 15 Jahren, bereits vier Alben und mehrere Kleinformaten.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2018
Moment Of Collapse / Broken Silence
36:25
26.10.2018