Eine merkwürdige, aber recht gut funktionierende Mischung: GLOOM SLEEPER versöhnen US-Ostküsten-Garagenrock mit Psych von der Westküste und zucken dabei spastisch wie diverse New-Wave-Kapellen aus der ersten Hälfte der 80er. Noch ein bisschen Jangle-Pop dazu, fertig ist ein weiteres Stück Vintage für die Neuzeit, bloß ganz anders als sonst.
Den Begriff "Classic Rock" möchte man im Zusammenhang mit dem zweiten Album der Bielefelder nämlich nicht in den Mund nehmen. Das Post-Punk-Pendel baumelt genauso über ihnen wie das Totschlagwort "Indie", das alles und nichts bedeuten kann. Entscheidend fürs Stehen und Fallen von Musik ist ohnehin nicht das geeignete Etikett, sondern ihre Güte, die sich zuvorderst an mitreißenden oder wenigstens irgendwie interessanten Songs festmachen lässt.
Solche haben GLOOM SLEEPER zuhauf im Programm, etwa das "surfige" 'Funny Lights' oder 'Midnight Veil' als spätes Highlight. Rauschende Synthesizer-Fahnen wie bei den alten Hawkwind hört man vor allem zu Beginn, beispielsweise im melancholischen 'Avalanche', doch mit Hardrock-Drogennebeln hat die Gruppe nichts am Hut. 'City Of Unrest' stellt vielmehr in Aussicht, wie Joy Division ohne die Psychosen ihres Frontmanns hätten klingen können, und in diesem Milieu scheinen auch die Haupteinflüsse der Mitglieder zu liegen.
Die urige Gitarrenarbeit, völlig trocken in Szene gesetzt, sodass man die Plektrum-Anschläge beim Hören vorm geistigen Auge mitvollziehen zu können meint, ist ein Genuss in Zeiten grassierender Überproduktion, insbesondere im verspielten 'He Smiles' oder während des Abschlusses 'Echoes', dem zugleich längsten Stück dieser insgesamt sehr kompakten, sehr zwingenden und eigenständigen Scheibe.
FAZIT: Für eine Band, die erst seit 2014 existiert, klingen GLOOM SLEEPER regelrecht ganzheitlich, ja als hätten sie mal eben vier Jahrzehnte Rockgeschichte verinnerlicht und in eigenem Material umgesetzt. Manchmal mechanischer und entrückter, aber nie abweisender LoFi-Rock mit lakonischem, warmem Gesang, fantasievollen Arrangements im kompakten Format und einem scheinbar von Details besessenen Gitarristen, die trotz verhallter Minimalproduktion zum Genuss unterm Kopfhörer einladen. Unbeschreiblich in letzter Konsequenz, was GLOOM SLEEPER treiben, aber man sollte diesen Stoff (und die Band) als Gegenwartsmusik-Interessierter unbedingt kennen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2018
Per Koro
38:04
06.04.2018