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Go!Zilla: Modern Jungle's Prisoners

Stil: Psychedelic Rock

Cover: Go!Zilla: Modern Jungle's Prisoners

Während der drei Jahre, die seit “Modern Jungle's Prisoners” ist Go!Zillas neues Album! Drei Jahre sind seit dem letzten Longplayer von GO!ZILLA ins Land zogen, scheint sich bei den Mitgliedern einiges getan zu haben, denn was sich auf der 2016er Picture-Vinyl-Single "Pollution / Gambling With The Crocodile" höchstens andeutete, kommt nun auf "Modern Jungle's Prisoners" vollends zum Ausdruck - eine stilistische Neukonfiguration bzw. Erweiterung.

Keine Frage, die 2012 zum ersten Mal in Erscheinung getretenen Florentiner werden dem Psychedelic Rock, für den sie im Underground bekannt sind, nicht untreu, wandeln ihn aber oft dergestalt ab, dass er kaum wiederzuerkennen ist. Das scheppernde Moment von "Grabbing A Crocodile" aus dem Jahr 2013 bleibt in Stücken wie 'Evil Is Satisfying' erhalten, doch eine hinzugewonnene Eingängigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Ob sexy Basslines oder stampfende Rhythmen den Wiedererkennungsfaktor erhöhen - irgendeine Art von Hook kommt von Stück zu Stück immer heraus, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war bei GO!ZILLA.

Obwohl sie ihre Stücke weiterhin kompakt halten, weist das Album in weiten Teilen einen gewissen Post-Rock-Charakter auf, was an den luftigen Arrangements liegt, die dem Konsenz eher entsprechen als der immer etwas schräg-schnoddrige Gesang, der im Psych- und Garage Rock ja durchaus Usus ist. Weniger sympathisch macht das GO!ZILLA beileibe nicht. Sie bleiben eine eigenwillige Band, sind kompositorisch momentan aber stärker aufgestellt denn je.

Davon abgesehen, dass GO!ZILLA mit Soundtrack-Elementen experimentieren, die für die Einleitung bzw. das Zwischenspiel 'Interlude' zum Tragen kamen, klingen tanzbarer Afro-Rock ('Evil Is Satisfying') und ein bisschen Jazz an, dies insbesondere während 'Falling Down Ground' mit dem Saxofonisten Enrico Gabrielli, der schon für u.a. PJ Harvey arbeitete und von den Fusion-Proggies Calibro 35 her bekannt sein mag. Zum ultimativen Anspieltipp wird das schreitende 'Demons Are Closer', dessen hypnotische Wucht im Verhältnis zum zweifellos sehr guten Rest beispiellos bleibt.

Fürs Artwork hat das Quartett im Übrigen ein Bild des deutschen Fotografen Thomas Höpker verwendet, das einen Wald in der South Bronx von New York zeigt. Hierin spiegelt sich das Konzept hinter den Songs wider, denn "Modern Jungle's Prisoners" - der Titel deutet es quasi an - beschäftigt sich mit dem Überleben bzw. geistigen Gesundbleiben des Einzelnen im urbanen Alltagswahnsinn. Davon ausgehend allerdings auf eine vermeintlich melancholische Grundstimmung oder gar Klangkälte zu schließen wäre ein Irrtum.

FAZIT: "Modern Jungle's Prisoners" ist ein buntes, aber geschmackvolles Patchwork, das zu keiner Zeit ausfranst. GO!ZILLA haben sich stilistisch ein Stück weit emanzipiert und reichern ihren psychedelischen Garage Rock um klassischen Heavy-Stoff auf Riff-Basis an, flechten "exotische" Elemente bzw. Klangquellen ein und schreiben derzeit Songs, die so direkt auf den Punkt kommen wie bisher nichts in ihrem Schaffen. Die Platte darf sich also jede Underground-Schlaghose auf den Einkaufszettel schreiben.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2018

Tracklist

  1. Intro
  2. Peeling Clouds
  3. Evil Is Satisfying
  4. Red Light
  5. Hailing It's Hailing
  6. Demons Are Closer
  7. Interlude
  8. Falling Down Ground
  9. Follow Me

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Teenage Menopause Records

  • Spieldauer

    31:31

  • Erscheinungsdatum

    28.09.2018

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