Anlässlich des 30-jährigen Bestehens von Danzig - okay, Glenn und seine Statisten hängen eigentlich schon seit mindestens zwei Jahrzehnten künstlerisch in den Seilen - meinen mehrere europäische Musiker, der mit ihren ersten drei Alben definitiv wegweisenden und bis heute unkopierbaren US-Band Tribut zollen zu müssen. Das kann nur in die Hose gehen, nicht wahr? In die Tat umgesetzt wurde dieses Vorhaben von den deutschen Stoner-Rockern Grand Massive.
Davon abgesehen, dass sich nicht so recht erschließt, was Critical-Mess-Shouterin Britta Götz (bis vor kurzem noch Cripper), Ex-Sabaton-Mann Thobbe Englund, Sinner-Heuerling Christof Leim (eigentlich The New Black) und ein Doro-Duo - Nick Douglas (Bass) sowie Luca Princiotta (Gitarre) - mit den Gehuldigten verbindet, wirkt die gesamte Inszenierung von "Gdansk" lieblos und nicht zu Ende gedacht.Andy Bock von Emil Bulls und Thundermothers Guernica Mancini tummeln sich ebenfalls auf der Scheibe, über deren Songauswahl man streiten darf.
Sie ist auch bis zu einem gewissen Grad eine Mogelpackung, weil im Grunde nicht die Band gefeiert wird, sondern das Gesamtwerk ihres Leaders. Zu den mageren acht Tracks unter dem billig anmutenden Artwork gehören mit 'Death Comes Ripping' oder 'Kiss Of Steel' ebenfalls Nummern von MISFITS bzw. SAMHAIN, wo sich der junge Glenn seine ersten musikalischen Sporen verdiente, aber nun gut … Das würde nicht weiter ins Gewicht fallen, wenn die Qualität des Gebotenen eine Kaufempfehlung zuließe.
Grand Massive sind freilich eine lautere Band, die sich mit jahrelanger Arbeit auch und gerade an der Live-Front sowie stilistisch wie qualitativ konstanter Musik einen Namen gemacht hat, weshalb man die Platte zumindest als nette Geste begreifen kann. Die Songs erklären sich von selbst (das unvermeidbare 'Mother', das halbwegs überraschende '777' als Beitrag jüngeren Datums), die Gäste erledigen ihre Arbeit souverän, ohne dass die Einzigartigkeit der Originale in irgendeinem Moment aufleben würde, geschweige denn, dass das Ensemble dem Material neues Leben einhauchen könnte.
FAZIT: Gutgemeint, eigentlich zum Scheitern verurteilt (man covert Danzig schlicht und ergreifend nicht) und noch dazu nicht sonderlich reizvoll in Szene gesetzt, halb prominente Namen hin oder her - Grand Massive richten sich mit dieser Hommage an eine der unvergleichlichen Rockbands schlechthin an Fans mit zu viel Geld und solche, die sich von den Beiträgen der Beteiligten ködern lassen. Kauft lieber den "real deal", wobei selbst die späten Alben von Glenn und Co. empfehlenswerter sind als das hier. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/c974f1fe4a3d40bfa3caf1121c789cc8" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2018
Metalville / Rough Trade
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29.06.2018