Oliver Hartmann darf man durchaus als deutschen Tausendsassa sehen, wenn es um einen versierten Rockgitarristen, starken (Background-)Sänger oder PINK FLOYD-Kenner geht. Schließlich hat er seine ersten größeren Sporen bis 2003 als Sänger bei den Power Metallern von AT VANCE verdient, ehe er neben der Mitwirkung an diversen anderen Bands und Projekten (u.a. die italienische Progressive Metal Band EMPTY TREMOR oder als Gast bei EDGUY, FREEDOM CALL, RHAPSODY) seinen Bekanntheitsgrad als Gitarrist und Sänger bei AVANTASIA unter der Regie von Tobias Sammet steigerte. Doch auch als Bandleader ist er sowohl mit dem großartigen ECHOES Projekt, das die mit Abstand beste deutsche PINK FLOYD-Coverband darstellt (Ihr „Barefoot To The Moon“-Meisterwerk stieg 2015 als DVD bzw. CD sogar bis in die Charts auf und zeigte PINK FLOYD von einer anderen, akustischen Seite), und eben HARTMANN erfolgreich unterwegs.
Bisher zählte das 2006er Werk „Home“ zu meinen Favoriten, während ich den Vorgänger von „Hands On The Wheel“, das 2016er „Shadows And Silhouettes“ mit seinem starken Zug in Richtung Pop und Songwriter, nicht präferierte.
2018 ist der Rock Anteil aber wieder stark gestiegen. Schon der Opener „Don‘t Back Down“ zeigt, co-produziert von Legende Sascha Paeth (AVANTASIA, HEAVENS GATE und viele mehr), wohin die Reise geht. Auf der Gratlinie zwischen AOR, Melodic Rock und Hardrock offenbaren HARTMANN ein sehr abwechslungsreiches Gesicht.
Handwerklich auf hohem Niveau überzeugen besonders das unglaublich dynamische „Your Best Excuse“, welches von der ersten Sekunde an mächtig in den Arsch tritt, sowie das kongeniale Duett mit MR. BIG-Frontmann Eric Martin „Simple Man“, bei dem mit Flöten unterlegt rockig-folkloristische Töne überwiegen. Sehr schade, dass solch tolle Musik heutzutage in der Radio-Landschaft nicht so gefragt ist, obwohl das komplette Album mittels Crowdfunding und der Hilfe von Rockantenne entstanden ist.
Mit der entspannten Ballade „Soulmates“ gibt es ruhigere Töne, die den Ohren schmeicheln, während bei „Dream World“ ganz viel 80er Jahre AOR dominiert und Erinnerungen an Bands wie HARLAN CAGE (gut, die waren etwas später dran) oder JOURNEY bzw. TREAT wach werden. Leider haben sich mit dem eher zähen „Lost In Translation“ oder dem gefühlt schon viel zu oft gehörten „Cold As Stone“ auch ein paar schwächere Tracks eingefunden, die die Wertung um ein paar Punkte senken.
FAZIT: Schön, dass HARTMANN wieder einen rockigeren Weg als beim Vorgänger einschlagen, denn man spürt bei „Hands On The Wheel“ in jeder Sekunde, dass sich die Band dabei einfach pudelwohl fühlt. Mit „Your Best Excuse“ und „Simple Man“ gibt es zwei Hitanwärter und ansonsten über eine Stunde hochwertigen und abwechslungsreichen Melodic Rock zu hören, bei dem jeder Fan der genannten Bands unbedingt ein Ohr riskieren sollte.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2018
Armin Donderer
Oliver Hartmann
Oliver Hartmann, Mario Reck
Jimmy Kresic
Markus Kullmann
Irena Morisakova, Karolina Galbava (Cello)
Pride & Joy Music
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18.05.2018