Die Briten haben es mit den Superlativen, wenn es darum geht, Musiker aus ihrem Land anzupreisen, und auch zur Bewerbung bzw. Beschreibung von HEKZ werden die Fachmedien nicht müde, große Töne zu spucken. Der Vergleich mit Dream Theater lockt niemanden mehr hinterm Ofen hervor, doch im selben Satz auch Iron Maiden in den Mund zu nehmen, ist in Hinblick auf den Stil der Band ziemlicher Unsinn.
Klar, sie spielt definitiv harten Prog, ist aber trotzdem mehr Rock als Metal, aber zwischen Wunsch, Wille und Wirlichkeit bestehen Unterschiede. Mag sein, dass HEKZ von Maiden inspiriert sind (wer ist das nicht im weiteren Metal-Kontext?); doch durch solche Phrasen hochgesteckte Erwartungen konnte die Gruppe bisher nicht erfüllen, woran sich auch mit ihrem großspurig betitelten neuen Album nichts ändern wird.
"Invicta" ist nichtsdestoweniger ein starkes Stück Genre-Kost und reißt über weite Strecken definitiv mit. Die Hammondorgel (ob echt oder nicht, entzieht sich unserer Kenntnis) trägt einen wesentlichen Teil zu HEKZ' Sound bei, der aufgrund sich vorwiegend im Midtempo abspielender Kompositionen als moderne Variante von Eighties-AOR mit dem handwerklichen Anspruch von Deep Purple Mk 1 durchgeht. Die Mitglieder haben eindeutig viel Boston, Styx und Kansas gehört, das Ganze mit zeitgenössischem Biss aufgepeppt und dabei das eine oder andere richtige coole Stück Mainstream-Prog zu Wege gebracht.
John Mitchell (Lonely Robot, Kino, Arena u.v.m.) als Produzent wusste genau, wie solche Musik im Studio eingefangen und nachbearbeitet werden muss, weshalb man sich abgesehen davon, dass manche Label-Band viel mäßigere Stücke Songs schreibt, über den ausbleibenden Deal bei Hochkaräten wie Inside Out wundern muss. Immerhin wissen sich HEKZ auch ästhetisch hervorranged in Szene zu setzen, aber wie dem auch sei …
Musikalisch werden schwere wie unterschiedliche Geschütze aufgefahren: Das irre 'The Light Fantastic' macht als Ausnahmetrack vorstellbar, wie Zappa geklungen hätte, wäre er auf den Metal-Geschmack gekommen, wohingegen die meisten anderen Songs mehr oder weniger offensichtlich an diese oder jene Genre-Größe denken lassen. Bei 'Line In The Sand' denkt man beispielsweise an Jadis oder IQ aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Gruppe, beim eröffnenden 'Quetzalcoatl' wiederum an Triumph in ihrer künstlerisch ambitioniertesten Phase oder härtetechnisch aufgebohrte Max Webster.
Das ist vielleicht auch das eine große Manko dieser rundum soliden Handarbeit: Es wimmelt vor Zitaten, und das lässt "Invicta" wie eine Patchwork-Steppdecke wirken.
FAZIT: HEKZ tun immer noch gut daran, sich einen eigenen Stil zu erarbeite. Die Band besteht aus hervorragenden Musikern und Arrangeuren, hat einen kraftvollen, oft überzeugend operettenhaften Heulbojen-Sänger und mit dem knapp zehnminütigen 'To The Lions' zumindest einen Referenzsong im Aufgebot, der so etwas wie Charakter hervorkehrt. Ansonsten ist "Invicta" ein Abziehbild von vielen ausgewiesenen Idolen gleichzeitig. Wer auf Originalität pfeift, kann die Gruppe aber durchaus liebgewinnen.
PS: Und wo das Album von Freunden guten Prog-Metals gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="http://justforkicks.de/detail.asp?sid=1974502M77N179N185N197&uid=0&id=25594&lid=2" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei... <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/69532c512ead460d8bae895aff4e0008" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2018
Just For Kicks
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06.04.2018