Oh, selige Amphetamine-Reptile-Zeiten … Nun schon zum zweiten Mal lassen die umtriebigen HEADS. die Hochphase des konsequent gegen den Strich gebürsteten (Noise) Rock wiederaufleben, die das in geschmackssicheren Kreisen zum Kult avancierte Label über mehrere Jahre hinweg aufrechterhielt - doch andererseits ist "Collider" keine reine Nostalgie-Veranstaltung, sondern ein standesgemäßes Album mit genügend modernen Zügen, um einerseits nicht wie ein fauler Kompromiss zu wirken und andererseits - der Glücksfall für jede Band welcher Couleur auch immer - prinzipiell sehr verschiedene Fan-Lager zusammenführen zu können.
Die größtenteils kompakt angelegten Stücke des Albums schweifen ins räumlich Weite des Post Rock, ohne die kantige Grundfläche zu verlassen, der HEADS. entstiegen sind. Unabhängig davon erweist sich das Trio 2018 noch deutlicher als bislang als hervorragendes Songwriting-Gespann, das bei aller Kunstfertigkeit (höre immer wieder die dynamisch unberechenbar aufspielende Rhythmusgruppe) Emotionen nicht nur weckt, sondern auch zu beeinflussen weiß und über die gesamte Spielzeit aufrechterhält.
Im Grunde genommen tut die Gruppe dies mithilfe einer simplen Methodik bzw. wenigen Zutaten, die jedoch fein aufeinander abgestimmt wurden: Da singt jemand ungefähr wie Nick Cave vor dem Stimmbruch (und zwar entsprechend lakonische wie assoziationsreiche Texte), die Gitarre flirrt dazu, falls sie uns keine satten Riffs um die Ohren haut, und rhythmisch steht wie gesagt hoher Einfallsreichtum an der Tagesordnung, während der rote Faden straff gespannt bleibt.
So kann man sich zugleich gefühlsduselig in "Collider" fallenlassen und - so man selbst Mucker ist - an den spielerischen Spitzfindigkeiten der drei Herren ergötzen. Der Idealfall, wie gesagt …
FAZIT: Düsterer, aber nicht hoffnungsloser Post Noise Rock, falls es so etwas gibt, doch so oder so - HEADS. (nur echt mit Pünktlein) haben diesen sonderbaren wie besonderen Stil quasi erfunden und stehen konkurrenzlos da, sowohl auf diesem Feld als auch darüber hinaus als Komponisten intensiver Musik bar jeglicher Spartenzugehörigkeit. Slint, die hier immer wieder als Vergleich bemüht werden, waren eigentlich nie so geil wie diese Berliner. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/7da370b04e984d82a518df3fcbda91bb" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.04.2018
This Charming Man / Cargo
41:31
06.04.2018