Nach "Luminosity" und der "Split 15" mit den Weißrussen Challenger Deep, mit der sich die Combo als Auf-der-Stelle-Treter zeigte, scheren sich HEGEMONE immer noch einen feuchten Kehrricht um Weiterentwicklung. Geschrei, Gitarrenwände, flirrende und Harmonien künden unzweideutig davon, dass es in den Augen der jungen Herren an Zeit für die nächste Dosis Post Metal im Fahrwasser von Neurosis sei. Das Schiff schlingert allerdings gen Norwegen.
Norwegen? Genau, denn obwohl HEGEMONE Polen sind, lassen sie sich unüberhörbar von den Black Metal-Bands der skandinavischen Brutstätte beflügeln, und zwar erstaunlicherweise von einer heute regelrecht antiquierten Spielart. Das Keyboard nimmt auf „We Disappear“ nämlich manchmal eine tragende Rolle ein, auch wenn Tomasz Stanuch, der dahintersteht, lieber Klangteppiche ausrollt, statt kitschig orchestral zu dudeln. Dennoch zeichnen sich die sechs Tracks auf diesem Album durch opulenten Bombast aus, der die schroffe Oberfläche aufweicht – genauso wie Bassist Jakubs einstweilen melodischer Gesang, mit dem das Quartett mal in Post Punk-, ein andermal in gar in Neofolk-Gefilde ausschert.
Beides hängt von der jeweiligen Instrumentierung ab, die trotz der gängigen Soundquellen (Klampfe, Synthesizer) dank erschöpfenden Effekt-Einsatzes vielfältiger anmutet, als sie in Wirklichkeit ist. So wähnt man sich abwechselnd in einem heruntergekommenen, städtischen Tanztempel (‚Raising Barrows‘) und in freier Wildbahn (‚Mara‘), ohne befürchten zu müssen, sich zu verirren. Letztendlich zeichnet sich die Scheibe eher durch das homogene Bild ab, das sie zeichnet, während die dazu aufgetragenen Farben beileibe keine originellen sind. Kurzum: gut umgesetzter Sparten-Kram nach bewährter Rezeptur, übrigens optisch ein Hingucker dank Illustrator und Throane-Krachchef Vincent Petitjean alias Dehn Sora.
FAZIT: Aufgrund ihrer dezenten Black-Metal-Bezüge und der generell kontrastiven Ausrichtung von HEGEMONE - gesucht wird anscheinend immer wieder die Schönheit im Hässlichen - lag ein Vertragsabschluss mit Debemur Morti durchaus nahe, doch im hochwertigen Kader des Labels gehören die Polen nur zum Mittelmaß ihr handelsüblicher Post Metal überrascht selten, und in den wenigen Momenten, die Individualität andeuten, wirkt die Gruppe noch zu unentschlossen, ergo: Warmhalten und abwarten, was sich da in den nächsten noch entwickeln mag. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/06183b7d09504148b1c7c4f181747c90" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2018
Debemur Morti / Soulfood
48:25
11.05.2018