Nach "Rock N Roll Beggars" haben HELLECTROKUTERS anscheinend nur auf die anspruchslosen Alles-Gutfinder gehört, denen die krampfhaft auf Amerika gebürstete Musik der Franzosen gerade deshalb so gut gefiel, weil sie sich sklavisch am aus den dortigen Südstaaten stammenden Breitbein-Hardrock orientierten. Nüchtern betrachtet war die Platte ein identitätsloses Abziehbild, solide in Szene gesetzt und schnell wieder vergessen. Mit dem Nachfolger wird es sich voraussichtlich genauso verhalten.
Dass sich die von Sänger Butch, dessen raue Stimme zweifellos ein Hinhörer ist, angeführte Gruppe ihre Ruppigkeit ebenfalls bewahrt hat, statt die vom Einstand bekannten Sound-Wogen zu glätten, ist zunächst einmal löblich, genauso wie die weiterhin springlebendige Gitarrenarbeit von Gitarrist Stik, die sich stilistisch irgendwo zwischen George Lynch (Leads) und Zakk Wylde (Riffs) verorten lässt. Andererseits sind seit dem Debüt sechs Jahre ins Land gezogen und in puncto Songwriting kein Mehr an Raffinesse erkennbar. HELLECTROKUTERS komponieren immer noch nach Schema F, weshalb sich die Lieder auf "Round Two" ihrer mitreißenden Energie zum Trotz nach anfänglicher Begeisterung schnell abnutzen, von ihrer Vorhersehbarkeit ganz zu schweigen.
Was ebenfalls weiterhin auf den Zeiger geht: die pseudo-coolen Floskeln in den Texten, gleichwohl der Frontmann einen überzeugenden Yankee abgibt, was für einen Pariser einiges heißen möchte, aber wer braucht so etwas in Anbetracht der vielen echten US-Hardrock-Bands, die obendrein nachhaltigere Songs parat haben? Auf "Round Two" Beim Hören von "Round Two" überwiegt der Eindruck, die Band wolle alles genau so machen wie ihre augenscheinlichen Idole, weshalb sich die Struktur des Albums nicht im Geringsten von Dutzenden anderen unterscheidet - inklusive der Quotenballade 'Whatever I Say' zum Schluss, wenn man angesichts zu vieler kerniger, aber letzten Endes gleichförmiger Klischeetriefer wie 'Babylone Whore' oder 'Rock'n'Roll Rebel' längst abgeschaltet hat.
FAZIT: "Round Two" ist eine gut produzierte, enthusiastisch durchgeführte Emulation herkömmlicher US-Hardrock-Bands mit leichter Metal-Schlagseite - durchaus sympathisch, aber in seiner souveränen Machart schließlich belanglos, weil die Hooks nur aufgrund ihres Déjà-Entendu-Charakters hängenbleiben.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.08.2018
Schommer
53:24
03.08.2018