Man trägt die sprichwörtlichen Eulen nach Athen, wenn man die Historie und Bedeutung von HELLOWEEN für die deutsche Metal-Szene einmal mehr vorbetet, also begnügen wir uns an dieser Stelle damit, dass die Gruppe um die über die Jahre hinweg einzigen ständigen Mitglieder Michael Weikath (Gitarre) und Markus Großkopf (Bass) gerade auf die 40 zugeht und im Rahmen ihrer "Vergangenheitsbewältigung" nicht nur mit ihren beiden stilprägenden Sängern Kai Hansen sowie Michael Kiske um die Welt tingelt, sondern mit "Starlight" ein schmuckes Boxset herausbringt. Enthalten sind darin sämtliche Werke aus den Noise-Jahren der Hamburger, also für viele ihr einziges zwingendes Material.
Einhelliger Meinung darf man indes dahingehend sein, dass jene Phase alle klassischen HELLOWEEN-Aufnahmen umfasst. Dank "Starlight" kommt man nun wieder oder (nachgewachsene Fans) erstmals in den Genuss der ersten beiden EPs “Helloween” und “Judas”, die man gleichwohl noch mit ein wenig Glück auf einer CD-Pressung im Verbund mit dem Debütalbum "Walls Of Jericho" irgendwo auftreiben kann. So oder so klang das Quartett seinerzeit roh wie später nie wieder; die Einspielungen mit Kai Hansen am Mikrofon lassen noch den Einfluss von Bands wie Venom erkennen, und zwar sowohl an dem Ungestüm, mit dem die Mitglieder musizieren, als auch manch klischeehaftem Teufelstext, wie ihn nur jugendliche Heißsporne formulieren konnten. Unschuldige Zeiten damals …
In keinem Fall hat der Einstand der Gruppe an Relevanz und Charme eingebüßt; "Keeper Of The Seven Keys", und zwar beide Teile, markierte daraufhin bekanntlich HELLOWEENs weltweiten Durchbruch und machte sie zu Mitbegründern dessen, was man landläufig den europäischen Sound nennt bzw. nicht immer wohlwollend als "Happy Metal" bezeichnet. Das gesamte Material wirkt, egal wann und wie oft man es hört, wie in Stein gemeißelt, angefangen bei den nervigen und doch unwiderstehlichen Singles 'Future World' und 'Dr. Stein' bis zu epischen Longtracks wie 'Halloween', in denen der nunmehrige Fünfer vor Kreativität übersprudelt. der junge Michael Kiske etablierte sich zudem vom Start weg als eine der Metal-Stimmen schlechthin, und es ist erstaunlich, wie alterslos er derzeit klingt, wenn man seine Performance mit diesen Produktionen hier vergleich..
“The Best, The Rest, The Rare” sammelt unterdessen Stücke der Band, die während ihres Aufstiegs irgendwo liegenblieben, konkret entbehrliche Remixes, anders geschnittene Tracks oder HELLOWEENs Beiträge zum legendären "Death Metal"-Sampler. Diese Platte und der beschriebene Doppeldecker kommen dank "Starlight" erstmals seit Jahren wieder im Viny-Format heraus, und die farbigen, tadellos verarbeiteten Platten klingen nicht nur satt, sondern sehen auch verboten gut aus.
Bleiben noch die Gimmicks, eine Kürbis-Logo-Slipmat sowie ein doppelseitiges Poster mit der klassischen Besetzung der Band auf einer und dem Boxset-Artwork auf der anderen Seite, fertig ist ein Sammlerstücke erster Güte, dessen Inhalt sein Geld wert ist, auch wenn rein gar nichts Exklusives geboten wird.
FAZIT: "Starlight" fasst die unverzichtbare Frühphase von HELLOWEEN in ästhetisch beispielloser Form zusammen. Ob man den musikalischen Inhalt in dieser oder anderer Form im Schrank stehen hat, ist unerheblich, aber man braucht ihn als Metal-Freund, und letztlich mag die Box sogar erschwinglicher sein als eine Suche nach ihren Einzelkomponenten. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/cb00f99897cf4761a127085fa972ff7e" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.10.2018
BMG
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26.10.2018