Ja, nordischer Metal aus Kalifornien ist Quatsch, aber lassen wir das Geläster, um mehr Platz zu haben, um unsere Pflicht auszuüben und das zweite Album von HELSOTT zu rezensieren, die eben aus dem Sonnenstaat stammen und solch frostigen Stoff spinnen, und zwar diesmal mit mehreren Gastmusikerinnen und -musikern.
Das Kernquartett gab bereits 2017 einen Vorgeschmack darauf, die EP "The Healer", und "Slaves And Gods" expandiert lediglich das, was deren Stücke in gedrungener Form boten. Kataklysm-Klampfer Jean-François Dagenais hat HELSOTTs Mischung aus modernem US-Thrash, klebrigem Symphonic Metal und insbesondere finnischem Geklirr mit einen klinischen, druckvollen Sound versehen, der das urig Folkige eigentlich ad absurdum führt, mit dem sich die Gruppe um die um die Dow-Brüder (Gesang und Gitarre) brüstet. Produkt-Placement ist diese vorwiegend junge Hörer ansprechende Chose nach dem Marketing-Lehrbuch nicht zuletzt auch aufgrund des Artworks von Felipe Machado Franco (u.a. Blind Guardian).
Die Substanz im Vergleich zu etwa einem Enslaved-Album darf man ungefähr im gleichen Verhältnis bewerten wie jene eines Comics gegenüber der Edda. Dass die Scheibe letzten Endes doch relativ kurzweilig wirkt, haben die Schöpfer nicht zuletzt ihren Zuarbeiterinnen und Zuarbeitern zu verdanken.
Konkret handelt es sich dabei um Kevin Storm, Equillibriums Dom Crey, Masha Scream und Lazar (beide Arkona), Trollfests Dr. Leif Kjonnsfleis und Trollmannen sowie die beiden Elvenking-Mitglieder Damna und Lethien. Letztere singt auch das -Achtung, festhalten - Tom-Petty-Cover 'Runnin' Down A Dream', das allerdings wider Erwarten hervorragend in diesem Kontext funktioniert.
Der zwanglose Umgang mit skandinavischen Stereotypen gefällt einerseits - gerade in Anbetracht verbissen ernster Akteure, die mit Mythologie und Esoterik herumschwurbeln -, doch andererseits mutet das Ganze an wie ein Wikinger-Cartoon, je nach Gemütslage und Promillegehalt schwer zu ertragen oder recht unterhaltsam.
FAZIT: Martialische Musik zum Schlagen von Schlachten, geradezu plump auf ihre grelle Art, Nordmann-Klischees in Ton und Text aneinanderzureihen und dennoch so tadellos exerziert, dass man ihren Schöpfern in Sachen Handwerk keinen Vorwurf machen kann. HELSOTT, diese zu einem amerikanischen Alptraum mutierten Amon Amarth, sind für manche Ästheten wahrscheinlich wirklich so etwas wie jene schlimme Krankheit, die ihr Name auf Altnordisch beschreibt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.10.2018
M-Theory
46:42
12.10.2018