Kühlen elektronischen Pop erwartet man nicht unbedingt aus dem sonnig warmen Argentinien, doch just diesem Stil frönen HIDDEN SOULS, die von dort stammen … und wo wir gerade bei Nationaklischees sind, sei auch gesagt, dass sich das Trio selbst gleichfalls nicht zu schade ist, in seiner Musik Stereotypen zu verbraten.
"The Incorruptible Dream" haftet nämlich anders, als man aufgrund von HIDDEN SOULS' vermuten könnte, überhaupt nichts irgendwie "Exotisches" an. Das Projekt strickt aus abgegriffenen Synthesizer-Sounds und programmatisch schwülstigen Gesten (vor allem in puncto Gesang) eine durch und durch herkömmlichen Synthesizer-Tapete. Ihre Melodien sind stets bemüht eingängig, aber leider nicht immer so originell wie im leichtfüßigen 'The world is falling' mit seinen verschlungen beschwörenden Vocals.
Verhaltene Fröhlichkeit scheint den Lateinamerikanern eher zu liegen, nachzuhören in der happy Nummer 'Mine' oder anhand des klimpernden Erasure-Pop von 'Deep Emotions' und 'Know', den beiden für die Ausrichtung von "The Incorruptible Dream" repräsentativsten Kompositionen der Gruppe. Das Euro-Dance-Doppel aus 'Revenge' und 'The guilt' steht dem konventionellen Gros in nichts nach, das melancholische 'Separate ways' setzt zumindest einen leisen Kontrapunkt.
Bleibt noch der treibende Semi-Rave von 'Hearts & mind' und 'Silence', während das stimmungsvolle Finale 'Political brainwash machine' subjektiv am besten gefällt: atmosphärisch ohne Längen, vielmehr wie alles andere in ein handliches Format gepresst und mit einem coolen Hook versehen.
FAZIT: Auch wenn HIDDEN SOULS für eine Synth-Pop-Veranstaltung ungewöhnlich textreich musizieren, kochen sie in Form von "The Incorruptible Dream" größtenteils doch nur Genre-Einheitsbrei. Falls euch genügt, dass selbst Mucker aus der Ferne durchweg "europäisch" klingen können, solltet ihr nicht zögern, diese völlig solide gemachte Stilblüte zu kaufen, aber langfristig muss hier eine Differenzierung stattfinden, sonst gehen die Südländer in irgendeiner Düster-Disco-Ecke verschollen.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.09.2018
Echozone
49:35
28.09.2018