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High On Fire: Electric Messiah

Stil: Sludge Metal

Cover: High On Fire: Electric Messiah

Spätestens mit "Death Is This Communion" gingen HIGH ON FIRE Mitte der Nuller-Jahre und ihre vorübergehenden Label-Kollegen Mastodon getrennter Wege. Das Trio blieb bei seiner ruppigen Gangart, während das Quartett dem Sludge in Richtung progressiverer Gefilde Lebewohl sagten. Nun zu ihrem 20-jährigen Bestehen nehmen Matt Pike und seine Rhythmusgruppe gewissermaßen Bestand auf, indem sie alle Faktoren auf einem Album miteinbeziehen, die ihren Stil bis jetzt bestimmt haben.

Dazu gehört neben der Ausrichtung an sich auch Produzent und Converge-Gitarrist Kurt Ballou, der "Electric Messiah" einen gewohnt fetten Sound verliehen hat. Beste Voraussetzungen also für eine weitere rock'n'rollige Brutalo-Abfahrt, die auf dem Vorgänger eine ganze Menge Hits abwarf? Nicht ganz, denn wie gesagt handelte es sich bei diesem Album um eine Standortbestimmung - und dazu gehören nicht nur kompakte Gassenhauer.

Matt Pike möchte den Titel "Electric Messiah" als Tribut an Lemmy Kilmister verstanden wissen, weshalb man sich zunächst nicht über einen Motörhead-igen Opener wie 'Spewn from the Earth' wundert. Darauf folgt dann aber ein beinahe (nur beinahe) progressiver Longtrack; 'Steps of the Ziggurat/House of Enlil' beginnt als bedrohliche Doom-Walze und nimmt nur langsam Fahrt auf, wobei der Melodiegehalt für HIGH ON FIRE typisch zunimmt, ohne dass man es bewusst wahrnimmt. Der Frontmann knödelt sich bemüht durch nicht uneingängige Gesangslinien und schaltet erst im letzten Drittel auf Hochgeschwindigkeit, aber so richtig aus den Puschen möchte das Ding bis zur zehnten Minute nicht kommen. Nächster Versuch …

'Sanctioned Annihilation' ist noch länger und deutlich besser gelungen. Stimmungsvolles Intro ohne Verzerrung, ein martialisch stampfender erster Part und eine Reihe prägnanter Riffs, unterfüttert mit Doublebass und getragenem Groove münden in Gitarrensolos mit einer Menge Feeling, vor denen Pikes Vocals verblassen - eine Tendenz, die sich bereits abgezeichnet hat und als eines der wesentlichen Merkmale des Albums insgesamt herausstellt.

Instrumental agieren HIGH ON FIRE derzeit spritziger als der Gitarrist mit seiner doch arg beschränkten, kaputten Stimme. Das speedige Titelstück dürfte genauso wie das ähnlich gelagerte 'Freebooter' zu einem Live-Standard avancieren, 'The Pallid Mask' swingt neben 'The Witch and the Christ' als traditioneller Stoner Metal überraschend gut, und das Blues-getränkte 'Drowning Dog' zum Schluss gehört nicht nur zu den melodischsten Tracks des Trios aus dem kalifornischen Moloch Oakland überhaupt, sondern trägt inhaltlich auch noch politische Züge. Sauber gemacht Mr. Pike … aber verhebt euch in Zukunft nicht an höheren Ambitionen.

FAZIT: Mit "Electric Messiah" sind HIGH ON FIRE gut für 20 weitere Jahre aufgestellt. Die Band bleibt weitgehend bei ihren Sludge-Metal-Leisten und dürfte schnell einsehen, dass es in diesem Musikerleben nichts mehr wird mit dem zweiten Bildungsweg zum Kunstrock. Die Hit-Dichte ist nicht so hoch wie zuletzt, dafür geht der flotte Dreier stilistisch in die Breite, was innerhalb seines beschränkten Einflusskreises eine achtbare Leistung darstellt. Beim nächsten Mal bitte nicht zu viel nachdenken; originell seid ihr so oder so.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2018

Tracklist

  1. Spewn from the Earth
  2. Steps of the Ziggurat/House Of Enlil
  3. Electric Messiah
  4. Sanctioned Annihilation
  5. The Pallid Mask
  6. God of the Godless
  7. Freebooter
  8. The Witch and the Christ
  9. Drowning Dog

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    eONe / SPV

  • Spieldauer

    57:01

  • Erscheinungsdatum

    05.10.2018

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