Chris Impellitteris Vita zu rekapitulieren dürfte sich nach all den Jahren erübrigen, in denen er die Flagge des Virtuosen-Handwerks mit geradezu bornierter Verbissenheit hochgehalten hat. Der Amerikaner ist ein gutes Stück jünger als seine ausgewiesenen Vorbilder - allen voran wohl Vinnie Moore, Tony MacAlpine oder natürlich Yngwie Malmsteen -, aber der derzeit wohl konservativste Kämpfer für diese Zunft. Dementsprechend könnten insbesondere seine reinen Solo-Alben praktisch auch aus Mike-Varneys Shredding-Label-Katalog, obgleich der Band-Aspekt bei ihm in jüngerer Zeit ein wenig weiter in den Vordergrund gerückt ist.
Das ändert gleichwohl nichts daran, dass Impellitteri auch auf seinem neuen Studiowerk der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Geschehens ist. "The Nature Of The Beast" bietet klanglich recht modern aufgebohrten Neoklassik-Metal mit allem Für und Wider. Der Gitarrist bricht insbesondere in seinen Leads und Solos weiterhin gerne Geschwindigkeitsrekorde, wohingegen sein Songwriting allgemein verträglicher erscheint. Dabei greift Chris mitunter zu plump auf die simpelsten Strukturen zurück, was die Scheibe insgesamt zu vorhersehbar macht.
Ansonsten haben Fans der alten Frickel-Schule aber ihre helle Freude an dem Ding, zumal der Sound wie angedeutet ordentlich reinhaut. Wer mit Impellitteris Schaffen vertraut ist, freut sich über die Rückkehr des frommen Christen Rob Rock ans Mikrofon. Schließlich sang der Mann die stärksten Platten seines Arbeitgebers ein und garantiert auch jetzt wieder ein zumindest gehobenes Niveau, während das Material rasant ansonsten am Hörer vorbei gedudelt wäre.
Die Coverversion von Black Sabbaths 'Symptoms of the Universe' gehört allerdings zu den miesesten, die zumindest dieser Hörer kennt; hierin spiegelt sich die mangelnde Sensibilität des Namengebers wider, denn muss man den Klassiker wirklich bis zur letzten Lücke mit Noten zukleistern? Nein, und diese Übermotivation muss man Impellitteri auch ansonsten bisweilen zur Last legen. Hervor sticht generell das Schlagzeugspiel von John Dette (u.a. Slayer, Heathen), und drei eindeutige Höhepunkte, anhand derer man sich den nie ganz durchwachsenen Rest schön hören kann, gibt es auch: das Maiden-artige 'Run For Your Life', 'Shine On' aufgrund seines Ohrwurm-Refrains und das muskulöse 'Wonder World'.
FAZIT: Old-School-Shredding mit zeitgemäßem Punch und ein paar kompositorischen Glanzmomenten, allerdings auch einigen arg durchschnittlichen Nummern - Impellitteris "The Nature Of The Beast" gibt trotzdem insgesamt ein besseres Bild ab, als es objektiv betrachtet ist, einfach weil nur noch wenige derart aus der Zeit gefallene Musik machen. Rob Rocks Stimme holt die Kastanien häufig aus dem Feuer, auch wenn mal wieder einige seiner Texte zum Fremdschämen anregen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/865a6232f6ee4f7a8a53bc0cad8b83d7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.12.2018
Frontiers / Soulfood
50:49
07.12.2018