Mit INDIANIZER steht die nächste schrullige Kapelle vom Stiefe in den Startlöchern, um die internationale Rockwelt wenn nicht zu revolutionieren, so doch zumindest um einen bunten Farbtupfer aufzuhübschen. Nüchtern betrachtet dürfte "Zenith" allenthalben eine enge Nische potenzieller Hörer bedienen, doch die freuen sich bestimmt umso ausgelassener über den seltenen, obgleich nicht im herkömmlichen Sinn schönen Sound der Gruppe.
Die Turiner existieren seit fünf Jahren und geben abgesehen von der Neo-Psychedelic-Bewegung auch Animal Collective als Einfluss auf ihre Musik an. "Zenith" ist nach "Neon Hawaii" von 2015 ihr zweites Album nach wiederum zwei Kurzformaten, "Pandas" und "Jungle Beatnik" von 2013 bzw. 2014, sowie ein Konzeptwerk, das sich mit derSuche nach einer universellen Vaterfigur auseinandersetzt. Dies lassen wir mal einfach so im Raum stehen …
Was deutlich hörbar ist: INDIANIZER wenden Songwriting-Prinzipien an, die auf Tournee die Gruppe war auch schon in Deutschland unterwegs) gezeigt wurden und sich live bewährt zu haben scheinen. Ihre oft rhythmisch geprägten Stücke weisen einen ausgeprägten Jam-Charakter auf, beruhen aber unabhängig von ihren hibbeligen Grooves auf fixen Strukturen. Nach dem hypnotisch repetitiven Einstiegsdoppel aus 'Dawn' und - jawohl - 'Hypnosis' (die frühen Can lassen grüßen) experimentieren INDIANIZER mit Reggae-Rhythmen und Schifferklavier-Synthesizer, ehe 'Mazel Tov II' mit nervösem Bass-Bordun in den Dschungel führt. Davon, dass "Zenith" angeblich introvertierter als der Vorgänger ist, hört man nichts.
'Hermanos Nascondidos' hat dann wieder viel von kaputt klingenden Krautacts aus der zweiten und dritten Reihe, ehe sich mit dem quietschbunten 'Bunjee Ginger' die deutlichste Hommage der Azurri an Pink Floyd ("Piper …"-Ära) anschließt. 'Bidonville' undd das abschließende 'Dusk' kokettieren dann mit Afrobeat, und da all dies allenthalben angedacht statt konsequent durchgeführt wurde, bleibt ein ausschnitthafter Charakter bestehen, der den Hörer nicht ganz befriedigt zurücklässt.
FAZIT: eMit Texten auf entweder Englisch oder Spanisch, falls sie nicht in einer improvisiert anmutenden Fantasiesprache vorgetragen werden, haben INDIANIZER zwar ein bisschen von Magma, doch ihre Musik klingt weit weniger ernst, wenn auch ähnlich facettenreich. "Zenith" ist ein lässiges Album für Freunde des entspannten Space Rock am Rand der Avantgarde, dem die zu Ende gedachten Kompositionen fehlen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.06.2018
EdisonBox Records
44:25
01.06.2018