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Infinitas: Civitas Interitus

Stil: Melodic Thrash Metal

Cover: Infinitas: Civitas Interitus

Da ist der Melodic-Thrash-Metal-Band INFINITAS aus der Schweiz mit ihrem Debüt-Konzept-Album „Civitas Interitus“ doch (fast) ein kleines Meisterstück gelungen. Denn einerseits ist die mythisch-geheimnisvolle Geschichte um die Stadt der Zerstörung – Civitas Interitus, ehemals Lunatris – ungemein spannend und einfallsreich (beinahe wie ein aufregendes Computerspiel, in dem man sich durch verschiedene Örtlichkeiten bewegt) verfasst, andererseits ist die Gestaltung des Albums samt dem 20setigen Booklet allererste Güteklasse und zum Dritten ist die Musik hinter dem Konzept voller melodisch Metallischem und folkloristisch Mittelalterlichem, aber auch Violinen & Blockflöten und Orchestralem sowie einer in sich geschlossenen Handlung, untermalt mit Intro & Outro, Sound-Collagen und Geräusch-Effekten, ganz großes, konzeptionelles, effektvolles Melodic-Thrash-Kino.
Noch dazu kommt eine Sängerin, die stimmlich zu überzeugen weiß und mitunter in ihren besten Momenten, wie beispielsweise bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=PtEgjZ-R7V0" rel="nofollow">„Skylla“</a>, gar Erinnerungen an die großartige TOYAH weckt. Die fetten Musik-Pfunde von Mittelalter bis Gegenwart liegen allesamt bei INFINITAS.

In der Geschichte von „Civitas Interitus“ geht es um die Stadt Lunatris, die einstmals glücklich, reich und zufrieden war und deren Bürger als Gott den Mond anbeteten, da er als einziger über Gut und Böse bestimmte. Dann aber suchten Dämonen Lunatris heim, zerstörten die Stadt, die so zu Civitas Interitus, der Stadt der Zerstörung, wurde. Einer einzigen Person, dem Erzähler, der am Anfang und Ende des Albums tatsächlich im Schweitzer-Deutsch spricht, was einen ganz eigenen Reiz hat, gelang es dabei, den Dämonen zu entfliehen – und ihn begleiten wir nun durch die Stadt der Zerstörung.

Ein echtes Highlight des Albums, das niemals mit schönen Melodien geizt und es zugleich nicht mit den Thrash-Elementen übertreibt, ist dann der sehr folkige Song „Samael“, der mit viel Violine, aber auch so einigen metallischen Ausbrüchen aufwartet. Er steht exemplarisch für die Wirkung des gesamten Konzept-Albums, in dessen Handlung man sofort hineingezogen wird und alle Höhen und Tiefen, Glücks- und Horror-Momente anschaulich und „anhörlich“ voller Abwechslung miterlebt.

Verträumt-Romantisch geht das Album mit „A New Hope“ samt Wasserrauschen und ausgiebigen Percussion-Rhythmen sowie Sirenen-Gesängen, die von einem in Schweizer-Deutsch gesprochenen und mit Jodeln eingeleitetem Intro eröffnet wurden, dem Ende entgegen, das dann nur noch aus minutenlangem Wellengeräuschen besteht. Hier vergeben sich INFINITAS das ganz große Finale und lassen es von dannen plätschern, was nach einem insgesamt so geschlossen wirkenden Konzept-Album schade ist. Noch dazu versteckt sich für die letzten drei Minuten ein Hiddentrack am Ende des Albums und zerstört damit den finalen Gesamteindruck hinter dem Konzept. Das war keine kluge Idee, sondern ein Rohrkrepierer, den INFINITAS beim (hoffentlich) folgenden Album, wenn sie sich wieder für ein Konzept entscheiden, auf keinen Fall wiederholen sollten.

FAZIT. Die Geschichte um die Stadt der Zerstörung als melodisches Thrash-Metal-Konzept-Album, das musikalisch und textlich zu überzeugen weiß, am Ende aber vom Guten zu viel beabsichtigt. Die Schweizer Band INFINITAS legt mit ihrem Debüt „Civitas Interitus“ die Latte für ihr zweites Album, das hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt, die Melodic-Thrash-Latte schon ziemlich hoch.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2018

Tracklist

  1. Chpt. I – The Die Is Cast
  2. Chpt. II – Alastor
  3. Chpt. III – Samael
  4. Chpt. IV – Labartu
  5. Chpt. V – Aku Aku
  6. Chpt. VI – Skylla
  7. Chpt. VII – Rudra
  8. Chpt. VIII – Morrigan
  9. Chpt. IX – Amon
  10. Chpt. X – A New Hope

Besetzung

  • Bass

    Paul Betschart

  • Gesang

    Andrea Böll, Piri Betschart

  • Gitarre

    Selv Martone

  • Schlagzeug

    Piri Betschart

  • Sonstiges

    Piri Betschart (Klarinette, Percussion), Laura Kalchofner (e-Recorder)

Sonstiges

  • Label

    Eigenproduktion

  • Spieldauer

    65:26

  • Erscheinungsdatum

    06.05.2017

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