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Insignium: Infamie Und Urgewalt - Wenn Altes Sich Erhebt

Stil: Black / Death / Heavy Metal

Cover: Insignium: Infamie Und Urgewalt - Wenn Altes Sich Erhebt

Nach einem 13 Jahre währenden Dornröschen-, respektive Fimbulwinter-Schlaf tauchen die Hagener INSIGNIUM aus den selbst gewählten Abgründen auf, um uns ihr drittes Album vor den Latz zu knallen, das sich zeitgenössischen Inszenierungen und Moden weitgehend verweigert, und stattdessen vor allem auf traditionelle Metal-Qualitäten baut.

Der Albumtitel "Infamie und Urgewalt – wenn Altes sich erhebt" erinnert zwar ein wenig an die ausufernden Titel der ersten Bal-Sagoth-Ära, doch im Gegensatz zu den englischen Fantasy-Kriegern präsentieren sich INSIGNIUM ihrer Heimat entsprechend bodenständiger. Nichtsdestotrotz hält der ketzerische Metal vom Rande des Ruhrpotts neben vielen Headbanger-freundlichen Passagen auch epische und sogar idyllische Momente bereit, nebst dem ausgestreckten Mittelfinger an die Easy-Listening-Gemeinde: Der dritte Song "Unter meinen Fahnen" bringt es auf satte neuneinhalb Minuten und wirft die Frage auf, wie weit es eigentlich vom Volmetal ins Sognedal ist: Erklingt da etwa ein fernes Echo von Windir? Jedenfalls hält gerade dieser Track echte Ohrwurm-Momente bereit, die verdeutlichen, wozu INSIGNIUM in der Lage sind, wenn sie ihre Kräfte bündeln und eine rote Linie konsequent verfolgen. Leider gelingt ihnen das selten so erhaben klingend wie hier.
So wenig Zweifel am Durchhaltewillen der beteiligten Musiker bestehen, so sehr stellt sich dennoch die Frage, ob "Infamie..." nicht teilweise Stückwerk geblieben ist, das nach ungewöhnlich langer Zeit zusammengebastelt wurde, ohne die eine große Idee und die hell lodernde Begeisterung dahinter erkennbar werden zu lassen. Alle sieben Songs gehen im Großen und Ganzen gut ins Ohr, beißen sich jedoch bis auf das genannte Highlight nicht wirklich fest. Ich wage zu prophezeien, dass ein guter Konzertmitschnitt das Potential besser zur Entfaltung bringen und die Musik mehr "wie aus einem Guss" wirken würde. Aha-Momente gibt es dennoch einige: "Das letzte Geleit" trumpft zunächst breitbeinig auf, um dann dem Titel gemäß atmosphärisch würdevoll zu erklingen, und "Vulva Stellaris" überrascht zum Ausklang mit folkigen Melodien. Und überhaupt die Melodien: Einige davon können sich mehr als hören lassen, vor allem Kinder der Neunziger dürften sich sofort heimisch fühlen im dichten, jedoch nie verkopften Metal, dessen Einflüsse längst nicht nur schwarz sind.

FAZIT: Da sich ein gerüttelt Maß an Durchhaltevermögen und Dickköpfigkeit im Metal langfristig auszahlen kann, stehen die Chancen für INSIGNIUM nicht schlecht, mit ihrem – gar nicht mehr so neuen – Album vor allem bei (Black-)Metal-Heads von altem Schrot und Korn zu punkten – bevor sie uns in 13 Jahren hoffentlich mit einem echten Kracher vom Hocker hauen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.09.2018

Tracklist

  1. Nach dem Krieg
  2. Den Mahren zum Fraße
  3. Unter meinen Fahnen
  4. Vulva Stellaris II: Klitorale Kakophonie
  5. Das letzte Geleit
  6. All ihr Weiber (Hexenprobe)
  7. Zu schwarzer Flamme

Besetzung

  • Bass

    Svartis

  • Gesang

    Apollyon, Shoggoth

  • Gitarre

    Apollyon, Shoggoth

  • Schlagzeug

    Ralle

Sonstiges

  • Label

    Apostasy Records

  • Spieldauer

    42:25

  • Erscheinungsdatum

    31.08.2018

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