Die „Verteidiger des wahren Blödsinns“ in Schwarz-Rosa-Gold sind zurück!
Mit Ihrem zwölften Studioalbum „Deutsche Vita“ machen die Spaßrocker aus Erlangen genau da weiter, wo Sie 2016 mit „11“ aufgehört haben. Mit dem Unterschied allerdings, dass nun wieder vermehrt Coverversionen auf „Deutsche Vita“ zu finden und eigene Stücke rar gesät sind (Es müssten derer ganze zwei sein!). Und genau das war für mich auch der Grund, mal wieder was von J.B.O. zu rezensieren, um in alten Zeiten zu schwelgen, als die Badehosenbeule („Walk With An Erection“) oder „Ka Alde, Ka Gschrei“ noch auf jeder Party rauf und runter liefen und das Umdichten sowie die „Metallisierung“ völlig unterschiedlicher Welthits richtig Spaß machten.
Vielleicht bin ich (und auch J.B.O.) mittlerweile dafür zu alt. Denn, um mein FAZIT etwas vorweg zu nehmen: Ich finde „Deutsche Vita“ nur noch gezwungen lustig.
Doch beginnen wir mit dem Positiven. Der Start ist mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Rjgkmpxo7wc" rel="nofollow">„Alles Nur Geklaut“</a>, einem wunderbaren selbstironischen Text und einer gelungenen Hommage an DIE PRINZEN, ein Beginn nach Maß.
Beim folgenden <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Qad7-gpGtWI" rel="nofollow">„Du Hast Dein Smartphone Vergessen“</a> wird NINA HAGENs „Du Hast Den Farbfilm Vergessen“ ins neue Jahrtausend verfrachtet und zeitaktuell auch textlich angepasst.
Im Gegensatz zu vorherigen Werken verwursten die Franken diesmal hauptsächlich deutsches Liedgut, bevorzugt welches, das von der Neuen Deutschen Welle stammt.
Das folgende „Ich Will Spaß“, 1982 noch von MARKUS interpretiert, das noch einen Härtegrad zugelegt, überzeugt mich jedoch nur noch bedingt.
„Das Lummerlandlied“ der Augsburger Puppenkiste passt ganz gut zur Neuverfilmung von „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotovführer“ - ist aber im Grunde nur 1:1 gecovert und kann vermutlich ausschließlich Nostalgiker überzeugen.
„Carbonara“ von SPLIFF trägt nun den Titel „Wer Ist Der Fahrer“ und lässt mich endlich wieder kurz schmunzeln und an bessere Zeiten denken.
Doch mit den NDW Gassenhauern „Nur Geträumt“, „Blaue Augen“ und „Hurra Hurra Die Schule Brennt“ kann ich wieder rein gar nichts anfangen. Wo ist der Witz geblieben?
Den Tiefpunkt markiert allerdings „Karneval In Sodom“, eine verhunzte Version des SODOM-Songs „Bombenhagel“, die als olle Kamelle untergeht.
Da auch das sperrige „Grande Finale“ (UDO LINDENBERG) und die Eigenkompositionen „Deutsche Vita“ und „Gewiss Ist Nur Der Tod“ im Mittelmaß stecken bleiben, sind J.B.O. von legendären Alben wie „Explizite Lyrik“ oder auch „Meister Der Musik“ wieder mal weit entfernt.
FAZIT: Entweder bin ich einfach nur alt geworden und verstehe den etwas pubertären Humor der fränkischen Blödelbarden nicht mehr so gut wie früher oder J.B.O. ist doch die Spritzigkeit abhanden gekommen. Außerdem sind die immer gleichen Gags auf Dauer doch etwas eintönig und von einem Überschwang an Kreativität kann, wie beim Opener sogar selbst zugegeben, 2018 nicht mehr die Rede sein. „Deutsche Vita“ ist zwar beileibe kein durchgängig schlechtes Album und hat ein paar echte Höhepunkte zu bieten, diese machen aber den Leerlauf an anderen Stellen nicht wett. Schade, ich hatte mir mehr erhofft und Besseres erwartet.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2018
Ralph Bach
Vito C., Hannes „G.Laber“ Holzmann
Vito C., Hannes „G.Laber“ Holzmann
Wolfram Kellner
AFM Records
43:33
30.03.2018