"Transcends" erschien bereits im Herbst 2017 und bietet sich als kurze EP hervorragend zum Kennenlernen seiner Schöpferin an. Jackie Venson hat sämtliche Stücke darauf allein komponiert und Texte dazu verfasst. 'Transcends' wurde mit seiner unbeugsamen Message, sich am eigenen Schopf aus welcher Misere auch immer zu ziehen, nicht umsonst zum Titelstück auserkoren, spiegelt es doch die generelle Haltung der Künstlerin aus dem texanischen Austin wider.
Sie ist keine Verfechterin des klassisch "schmutzigen" Texas Blues und geriert sich auch nicht krampfartig zum Mannweib, sondern zeigt in ihrer Offenherzigkeit Popappeal auch eine verletzliche Seite, die einem Titel wie 'Fight' zum Trotz auch immer wieder in ihren Kompositionen durchschimmert. Ihr kraftvolles wie facettenreiches Organ entspricht der oft hitzigen, aber stets kontrollierten Performance (höre 'Mysterious'), vor allem was Solos angeht und dem unaufdringlich kämpferischen Duktus allgemein.
Venson, die übrigens eine Ausbildung am international renommierten Berklee College of Music genossen hat, versteht sich im Sinne der Singer-Songwriter ihrer US-Heimat als musikalische Geschichtenerzählerin. Darum verwundert es nicht weiter, dass sie live bisweilen in nahezu reines Sprechen verfällt, um ihre Lyrics angemessen dichterisch vorzutragen. Wie expressiv das vor dem feisten instrumentalen Background wirkt, kann man sich lebhaft vorstellen.
Und das Material bietet sich auch zu einem freien Umgang an. Gleichwohl die Stücke traditionelle Strukturen aufweisen, bergen sie improvisatorisches Potenzial Im Studio betreut von John Mellencamps Produzent Michael Ramos stellt Jackie eine neue Bandkonstellation vor, ein Trio in Zusammenarbeit mit Organist John Deas und Schlagzeuger Rodney Hyder. Die übrigen Instrumente - Bass (funky geslappt in 'Fast') und einstweilen auch eine schmatzende Orgel - wurden von Gästen eingespielt.
FAZIT: Auch auf ihrem zweiten Kurzformat legt die Musikakademikerin Jackie Venson keine intellektuellen Dünkel an den Tag, sondern eine authentisch zupackende Blues(-Rock)-Performance aufs Parkett. Die Multi-Instrumentalistin stand zwar bereits mit Leuten wie James Taylor oder Tim McGraw auf der Bühne, dürfte aber in absehbarer Zeit nicht so zahm werden wie insbesonderer ihr letztgenannter Kollege. "Transcends" schwitzt, ächzt und qualmt wie eine alte Eisenbahn mit ihren Insassen auf der Fahrt durch die texanische Wüste. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/e415f60706b442d6923a627326e99066" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2018
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04.05.2018