Bei Künstlern, die aufgrund ihrer Teilnahme an diversen Casting-Shows zu kurzzeitigem Ruhm gelangt sind, ist man in der Regel skeptisch. Wenn diese „Talents“ dann auch noch – wie im Fall von Jen Dale – die Blind-Auditions von THE VOICE OF GERMANY nicht überstanden haben, gibt man in der Regel kaum einen Pfifferling auf den weiteren Fortgang der „Karriere“ des Aspiranten.
Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, denn das vorliegende Debüt „Closer Distance“ bestärkt all jene in ihrer Vermutung, die annehmen, oben genannte Casting-Shows folgen, auch wenn immer strikt das Gegenteil behauptet wird, anderen Kriterien als der tatsächlichen Leistung der Gecasteten.
„Closer Distance“ bietet soulig angehauchten Pop gehobener Güte, teils mit starken Gesangsparts, die über jeden Zweifel erhaben scheinen, auch wenn REA GARVEY seinerzeit gerade an diesen Fähigkeiten Zweifel äußerte. Schon der Opener „All I Wanna Be“ ist gesanglich gespickt mit Höchstschwierigkeiten der Sopran-Stimmlage und wird in dieser Form nur von ausgebildeten Sopranistinnen gemeistert.
In der Folge bietet das Album einen Querschnitt durch Pop und Soul in zeitgemäßer Produktion, der keine Wünsche offen lässt. Highlight ist „Rain“, eine wunderschön groovende Nummer mit Hitpotential, getragen durch abermals starke Gesangsparts der Wahlberlinerin mit schweizerisch-britischen Wurzeln.
„Where You Will Find Me“ ist eine Pop-Jazz Nummer im Stil NORAH JONES, wohingegen „Which Way To Go“ eine großartige Pop-Ballade nach WHITNEY HOUSTON Vorbild ist.
FAZIT: JEN DALE tritt mit ihrem Debütalbum „Closer Distance“ den Beweis an, dass es ein Leben nach und neben dem Casting-Wahnsinn aktueller Prägung gibt. Hervorragend gemachte Musik, mal Pop mal Jazz, ein anderes Mal Soul aber immer mit unverkennbar starken Vocals zeichnen den Longplayer aus, der abwechslungsreich alle Facetten zeitgenössischer Popmusik bedient. Gerne mehr davon.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2018
DIY / Selbstvertrieb
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29.06.2018