Bleibt es dabei, dass KALMAH scheinbar noch mit Stolz die schlechtere "Alternative" zu Children Of Bodom darstellen? Zumindest live bemühte sich Frontmann Antti Kokko bis zuletzt (Party San Open Air 2017) in albernster Weise der gleichen Gesten wie Alexi Lahio und sogar ebenfalls einer Gitarre mit jenem Shaping, das der Kollege dem Hersteller Jackson vorgegeben hat … Fallen wir aber nicht mit der Tür ins Haus.
Die selbsternannten Swamplords unterschreiten aufgrund ihrer handwerklichen Fertigkeiten freilich nie ein bestimmtes Niveau, und dies gilt auch für ihr bereits achtes Album. "Palo" nimmt seinen beiden Vorgängern wenig bis nichts; geradezu stoisch ziehen KALMAH ihr Ding durch - hochmelodische Gitarrenarbeit, mit orchestralen Keyboards unterlegte Semi-Blastbeats und majestätisch schreitende Parts, die dem klassischen nordischen Black Metal entlehnt sind, aber nicht in diesem Kontext wahrgenommen werden, einfach weil sie zu gut gespielt und produziert wurden.
Beim Hören von "Palo" besteht akuter Hook-Alarm. Das Pathos, das der erwähnten ewigen Vergleichsband abhandengekommen ist, gibt bei KALMAH immer wieder den Ton an, obgleich es die allgemeine Härte des aktuellen Materials nicht relativiert. Während zahlreiche Melodien von Kitsch-Grenzgängern wie Ensiferum - um in der Heimat der Herren zu bleiben - stammen könnten, liegen die Riff-Fundamente so geradlinig und bombenfest da wie aus Zement gegossen. Das verleiht den Songs jenen etwas urwüchsigeren Anstrich, der dem Quintett spätestens seit seinem dritten Longplayer gut steht.
Die Single-Auskopplung 'Evil Kin' beruht sogar auf einem Riff, das sich der Bandkopf bereits 1991 ausgedacht haben will, ist aber kein ausgewiesener Höhepunkt auf "Palo"; diesen Status nimmt das stampfende 'Into The Black Marsh' neben dem leicht thrashigen 'Paystreak' ein; die restlichen sieben Songs wirken phasenweise zu leicht austauschbar, doch das kennt man ja aus der Vergangenheit der Gruppe. Zu ihrer Unbeirrbarkeit passt dann irgendwie auch das kaltlassende Digital-Artwork von Niklas Sundin (Dark Tranquillity).
FAZIT: Kurz vor ihrem 20. Geburtstag (die blutigen Anfänge der Mitglieder reichen sogar noch zehn Jahre weiter zurück) betreiben KALMAH ganz konservativ eine Standortbestimmung, gehen also auf Nummer sicher und stagnieren auf für sie hohem Niveau. Wer generell auf die finnische Lesart des Begriffs "Melodic Death Metal" steht, wird "Palo" viel abgewinnen können. Alle anderen lassen sich auch von diesem Album nicht bekehren. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/447ff9b8cb234776bbe8bf146a581c9a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.04.2018
Spinefarm / Universal
46:14
06.04.2018