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Reviews

LLNN: Deads

Stil: Post Rock / Metal

Cover: LLNN: Deads

Ihr Debüt "Loss" gehörte vor zwei Jahren zu den exponierten Veröffentlichungen des wegweisenden Berliner Labels Pelagic, LLNNs Split mit Wovoka im Folgejahr machte hungrig auf mehr, und "Deads" befriedigt nun die Erwartungen all derer, die in den Kopenhagenern Neuerer unter den zunehmend austauschbaren Bands der Post-Metal-Szene erkannt zu haben glauben.

Das Quartett zeigt sich auf seinem zweiten Album von einer überraschend abstoßenden Seite: Die assoziationsreich betitelten Songs gleichen monolithischen Klanggebilde, bestehend aus ultra-tiefen Gitarrenriffs und synthesischen Abstraktionen, die man zunächst schwerlich entschlüsseln, geschweige denn schadlos verdauen kann. Findet man sich jedoch in die Lärmkulisse voller verquerer Rhythmen und Geräuschparts ein, entdeckt man hübsch-hässliche Genre-Musik, die das Vertraute mit dem Unvorhergesehenen vereint.

Gitarrist Christian Bonnesens markerschütterndes Geschrei und das gebetsmühlenartig schleppende Tempo der meisten Stücke sind ersteres, Ketil Sejersens retro-futuristische Synthesizer-Teppiche letzteres. Sie gemahnen ananachronistische Science Fiction, konkret Monumental- oder Horrorfilm- und Videospiel-Soundtracks, doch deren eingängige Melodik sucht man auf "Deads" mit der Lupe. Das mit Breaks durchsetzte 'Parallels' ist ein Inbegriff von Sperrigkeit, 'Civilizations' oder 'Structures' jeweils rituelles Ambient-Trommeln mit bedrohlichem Bordunton, und am Ende bleibt der abschließende Titeltrack das einzige wirklich haptische Stück.

Die Produktion blieb fest in dänischer Hand: LLNN haben mit Hatespheres Jacob Bredahl aufgenommen und das Ergebnis in Tue Madsens Antfarm Studio mastern lassen, weshalb klanglich nichts anbrennen konnte; allerdings hört sich "Deads" auch nicht nach den Standardarbeiten an, derer sich das Mischpult-Paar mitunter schuldig macht. Die Scheibe verfügt über einen dynamischen und in Hinblick auf die gespielten Instrumente warm organischen Sound, der dem kompositorischen Material entgegenkommt.

Was die Keyboards anging, so war dieses akustische Ambiente dringend notwendig, denn LLNN erstellten Samples aus Natursounds wie blubberndem Kochwasser, um ihren musikalischen Ausdruck auf eine neue Stufe zu hieven. So verzücken und erdrücken die Dänen zugleich, beweisen aber ganz nebenbei auch, dass Post Rock nicht immer mit langem Atem daherkommen muss, um zu packen.

FAZIT: LLNN stehen weiterhin für die störrische Art, Post Metal (oder wie auch immer man es sonst nennen möchte) zu spielen. Die Band zieht alle obligatorischen Register von Brüllen bis Verzerren und von Doom bis Drama, fasst sich angenehm kurz und wirkt bei aller Opulenz verblüffend entschlackt. "Deads" ist somit ein Kunststück und sei Freunden von Innovation der ungezwungenen Sorte ans Herz gelegt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/a33dff7e16e94c44bbcdcd53fc4049af" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2018

Tracklist

  1. Despots
  2. Parallels
  3. Armada
  4. Civilizations
  5. Appeaser
  6. Deplete
  7. Structures
  8. Deads

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Pelagic / Cargo

  • Spieldauer

    37:54

  • Erscheinungsdatum

    27.04.2018

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