Zurück

Reviews

Laura Meade: Remedium

Stil: Progressive Singer- und Songwriter-Kunst, Art Pop

Cover: Laura Meade: Remedium

Als wir im Jahr 2007 in unserem Fazit zu der EP von LAURA MEADE schrieben, dass diese neugierig auf ein komplettes Album macht, konnten wir nicht im entferntesten ahnen, dass wir auf das Album-Debüt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=A1-BusT3T9M" rel="nofollow">„Remedium“</a> der IZZ-Sängerin sage und schreibe 11 lange Jahre warten müssen. Nun also ist es wahr geworden – und die Wartezeit hat sich mehr als gelohnt, auch wenn wir hier kein neues, progressives IZZ-Album präsentiert bekommen, so sind doch fast alle Musiker der Band auch an „Remedium“ beteiligt. Und die wunderschöne Meade-Stimme bewegt sich nach wie vor in traumwandlerischer Sicherheit zwischen den allergrößten Sangesdamen dieses Universums: KATE BUSH, KATI MELUA und TORI AMOS.

Aber es gibt noch einen weiteren, im Grunde sehr bedrückenden Aspekt, der „Remedium“ tiefgreifend geprägt und erst so hat werden lassen, wie es sich in seiner ganzen Klangvielfalt nun endlich über unsere Anlagen entfalten kann. Bereits der Titel, ein Wortspiel aus Remedy und Medium (Mittel zur Heilung) plus dem Nachnamen Meade, verweist darauf: gut ein halbes Jahr nach Fertigstellung ihrer EP im Jahr 2007 wurde bei Laura die heimtückische Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose diagnostiziert. Mit einem Schlag war ihr Leben ein anderes, eins mit einer Krankheit, die in fiesen Schüben immer wieder ein Stück Lebenskraft absaugt. Aber man kann sich dagegen auch wehren, sein Leben umstellen, sich nicht ergeben und auf den nächsten Schub warten, sondern diese schreckliche Diagnose zugleich als Motivation für das weitere Leben – das urplötzlich so eine Kehrtwende genommen hat –, den weiteren Umgang mit den Menschen und die weitere Arbeit verstehen. Und LAURA MEADE wählte genau diesen, für sich so hoffnungsvollen Weg: „Wenn das alles nicht passiert wäre, würde es heute das Album ‚Remedium‘ nicht geben.“

Bereits der das Album eröffnende Longtrack <a href="https://www.youtube.com/watch?v=5Zzo35bqB6o" rel="nofollow">„Sunflowers At Chernobyl“</a> deutet ganz klar die Richtung an – Art-Rock mit progressiven und elektronischen Elementen sowie unüberhörbaren IZZ-Referenzen, die in diesem Falle auch vor OLDFIELD und GONG nicht haltmachen. Dazu sehr nachdenkliche Texte, welche im Falle des ersten Songs das schreckliche Reaktorunglück von Tschernobyl des Jahres 1986 aufgreifen, bei dem radioaktive Strahlung austrat und riesige Landstriche verseuchte. Trotzdem blühen dort jetzt wieder die Sonnenblumen.

Oder „Dragons“, dieser hervorragende experimentelle zweite Longtrack des Albums, klingt genauso ungewöhnlich und faszinierend, wie es der konzeptionelle Mehrteiler „The Ninth Wave“ auf KATE BUSHs „Hounds Of Love“ war, der so grandios progressiv und andersgeartet als der Rest des Albums 1985 mit den Superhits „Running Up That Hill“ und „Cloudbusting“ erschien.
Eine ähnliche Sonderstellung nimmt „Dragons“ auch auf „Remedium“ ein. Danach kann eigentlich kaum noch etwas Besseres kommen.
Glaubt man jedenfalls!
Doch dafür erwartet uns ein herrlicher musikalischer Bruch, denn mit dem nachfolgenden „Home Movies“ schlägt die große Stunde der Ukulele samt langem Solo. Und was JOHN GALGANO an dieser „Mini-Gitarre“ leistet, ist schlicht umwerfend und betont zugleich noch einmal die gewagte Ausrichtung des Albums, das sich in den unterschiedlichsten musikalischen Stilen sauwohl fühlt und so eigentlich jedes Stück zum Ereignis werden lässt. Gleiches gilt auch für den abwechslungsreichen Gesang, den LAURA MEADE auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=spLLDyHQjcM" rel="nofollow">„Every Step“</a> sogar bis in arienhafte Höhen treibt!
Eine dauerhafte Musik-Wohlfühl- und Komfort-Zone gibt‘s auf „Remedium“ nicht. Das Album ist absolut progressiv, auch wenn es kein wirklicher Progressive Rock ist … und so wird ein Song wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=dPHG9tvYLjI" rel="nofollow">„Never Remember“</a> am Ende zu einem „Ever Remember“!

FAZIT: „Remedium“ von LAURA MEADE ist ein Album, mit dem sich die IZZ-Sängerin in die höchste Art-Rock-Liga und andere progressive Musik-Richtungen mit der Maßgabe, zugleich anspruchsvolle Texte der Musik beizusteuern (Gibt‘s eigentlich Singer/Songwriter-Prog?), katapultiert, da sie ohne Berührungsängste mit weiteren IZZ-Musikern den Kampf gegen alle musikalischen Vorurteile von Pop bis Rock, Prog bis elektronischem Experiment und ganz besonders gegen ihre fiese Krankheit Multiple Sklerose aufnimmt. Den musikalischen Kampf hat sie souverän gewonnen, bleibt nur zu hoffen, dass sie auch den gegen ihre Krankheit gewinnt. Mit solcher Einstellung wie auf „Remedium“ wird es ihr gelingen und wer weiß, welche spannenden Erkenntnisse uns ihr nächstes Album offenbart!

PS: Und wo das Album von Freunden guten Art Rocks mit textlichem Tiefgang gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://justforkicks.de/shop/progressive/3125/izz-remedium?number=25925" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2018

Tracklist

  1. Sunflowers At Chernobyl
  2. Conquer The World
  3. What I See From Here
  4. Never Remember
  5. The Old Chapel at Dusk
  6. Dragons
  7. Home Movies
  8. Your Way
  9. Every Step
  10. Irradiation

Besetzung

  • Bass

    John Galgano

  • Gesang

    Laura Meade

  • Gitarre

    John Galgano, Randy McStine, Greg Meade, Paul Bremner

  • Keys

    John Galgano, Laura Meade, Jason Hart

  • Schlagzeug

    John Galgano, Greg Dimiceli

Sonstiges

  • Label

    Doone Records/Just For Kicks

  • Spieldauer

    44:59

  • Erscheinungsdatum

    18.05.2018

© Musikreviews.de