Dafür, dass Solokünstler LeRiche aus dem Nirgendwo von Neufundland stammt, klingt seine Musik wenn nicht ausgesprochen kosmopolitisch, so doch in jedem Fall für eine breite Masse von Hörern bestimmt, als wolle er der Küstenstadt Port Aux Basques am Südzipfel der Insel baldigst entfliehen. Ein bisschen kauzig, wie man es von jemandem aus solchen Gefilden vielleicht erwartet, ist "X-Dreamer" bei genauerer Betrachtung allerdings doch
Einen Exotenbonus braucht der junge Singer-Songwriter andererseits nicht, denn auf einschlägigen Streaming-Kanälen, wo er sich mit seinen ersten Songs hoch in diversen Charts platzierte, wusste sicherlich niemand von seiner Herkunft. LeRiche spricht aber auch zeitlose Bedürfnisse an und trifft im Grunde den Nerv jeder beliebigen Generation, da er die Fackel der ganz klassischen Liedermacherei hochhält. Dem Zeitgeist entsprechend nennt man so etwas heute Indie Folk, was zumindest dann angemessen erscheint, wenn der Barde synthetische Beats einsetzt, damit man brav mit dem Allerwertesten wackeln kann.
Klischees sind LeRiche jedoch ansonsten weitgehend fremd. "X-Dreamer" bringt in Stücken wie dem Aufbruchsstimmung vermittelnden Opener 'Nomadic Heart' oder dem Quasi-Titeltrack'Dreamers' Sehnsüchte zum Ausdruck, die jeder zu diesem oder jenem Zeitpunkt in seinem oder ihren Leben hat, wobei sich der Schöpfer tunlichst von lyrischen Allgemeinplätzen fernhält. So entsteht ein merkwürdiges Bild von typischer Radiomucke, die oberflächlich dahinzuplätschern scheint, während der Teufel im Detail (den Lyrics) steckt.
Sollte der Newcomer eine Lehre aus diesem herausragenden Erstling ziehen, dann würde sie lauten: Obacht, lass dich nicht verbiegen und zum Posterboy machen, bewahre dir bei allem Willen, international durch die Decke zu gehen, sowohl deine Bodenständigkeit als auch den Eigensinn, der hier noch an allen Ecken durchschimmert.
FAZIT: Poppiger, halb elektronischer Mainstream-Folk, demnächst sicherlich überall auf Dauerschleife und hoffentlich trotzdem weiterhin künstlerisch integer bzw. so positiv naiv wie auf "X-Dreamer".
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.12.2018
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07.12.2018