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Lee Abraham: Colours

Stil: Melodischer AoR mit dezentem Prog-Einschlag

Cover: Lee Abraham: Colours

Ist ja nichts neues, dass Lee Abraham Bassist und Gitarrist von GALAHAD war, beziehungsweise wieder ist, weshalb man geneigt ist, seine Musik dem Progressive Rock zuzuordnen. In Teilen ist das sogar berechtigt, doch lustwandelt der Brite auf seinem sechsten Solo-Album wieder viel lieber und intensiver durch lauschige, hochmelodische AoR-Provinzen. „Colours“ bietet freundliche, anschmiegsame Musik, die handwerklich überzeugend dargereicht wird und auf der Sangesposition geradezu durch Überqualifikation glänzt.

Abraham macht konsequent weiter, wo er mit seinem letzten Werk aufhörte: Pflegeleichter melodischer Rock mit samtener Keyboardbegleitung, entspanntem Gitarrenspiel und einer effizienten, aber zurückhaltenden Rhythmusbegleitung. Die Melodien sind beschaulich und von erheblicher Glätte, schrammen aber an allzu selbstgefälligen Schlager-Pop locker vorbei.

Ab und an schauen vom Rand her die frühen PORCUPINE TREE flüchtig vorbei („Find Another Way“), und der letzte und beste Track des Albums hat eine vernehmliche Prog-Schlagseite. Das beginnt mit beseelten Pianoklängen, erweitert die Besetzung gekonnt, hat ein paar geschmeidige Breaks zu bieten und deutet zumindest ansatzweise an, aus der klimatisierten Wohlfühlzone auszubrechen. Von Songs dieser Güte hätten es ruhig ein paar mehr sein dürfen.

Dabei sind die restlichen Stücke nicht schlecht, rinnen in stetem Fluss vorüber, quasi das musikalische Äquivalent zu einem gepflegten Bachlauf neben einem heimeligen Cottage im Herbst. Das bunte Laub spiegelt sich im plätschernden Wasser. „Colours“ halt, in lauwarmer Schönheit, kurz vorm Ersterben.

FAZIT: Auch mit „Colours“ erweist sich Lee Abraham als begeisterter Chronist umfassender Gemütlichkeit. Musik fast ohne Ecken und Kanten für müßige Stunden oder gegen Stressanfälle, handwerklich gekonnt eingespielt und der durchschnittlichen MIKE & THE MECHANICS-Platte lässig überlegen. Am Ende darf es gar ein wenig proggig und verschärft zur Sache gehen. So scharf wie bunter Pfeffer in einer sämigen Sauce eben sein kann. Manchmal kann man sowas brauchen.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.05.2018

Tracklist

  1. Colours
  2. Broken Dreams
  3. Always Yours
  4. Find Another Way
  5. Warning Sign
  6. Survive
  7. The Mirror Falls

Besetzung

  • Bass

    Alistair Begg

  • Gesang

    Dec Burke, Marc Atkinson, Gary Chandler, Simon Godfrey, Robin Armstrong, Steve Overland

  • Gitarre

    Lee Abraham

  • Keys

    Lee Abraham, Rob Arnold

  • Schlagzeug

    Gerald Mulligan

Sonstiges

  • Label

    Festival Music/Just For Kicks Music

  • Spieldauer

    50:20

  • Erscheinungsdatum

    31.12.2017

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