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Legacy Pilots: Con Brio

Stil: Progressive Rock

Cover: Legacy Pilots: Con Brio

Wie soll man den Namen dieser Band deuten? Fliegen LEGACY PILOTS gewissermaßen durch den Himmel, in den ihre Helden aufgestiegen sind, um deren Vermächtnis weiterzutragen? Mit "Con Brio" im Ohr, einer Stilübung in Sachen Progressive Rock aus mehreren Jahrzehnten, könnte man das tatsächlich meinen.

Konkret handelt es sich dabei um ein Projekt des Hamburgers Frank Us, der sich mit zahlreichen Prominenten aus der Szene umgeben hat, so wie es im Prog allzu oft der Fall ist. Auf "Con Brio" sind das u.a. Schlagzeuger Marco Minnemann (Steven Wilson u.v.m.), Marillions Steve Rothery bzw. Mark Kelly, Steve Morse von Deep Purple, Arena-Tausendsassa John Mitchell und Tod Suchermann von Styx.

Diese Gästeschar spiegelt letztlich auch wieder, was man in musikalischer Hinsicht geboten bekommt. LEGACY PILOTS klingt natürlich nach einer reinen Studio-Geschichte, zeichnet sich deshalb aber auch durch eine hohe Detailverliebtheit aus und demonstriert somit Musikarchitektur als Kunst auf hohem Niveau. Frank Us arbeitet als Komponist mit stimmigen Rhythmuswechseln, wohingegen insbesondere seine Gitarristen gewährleisten, dass virtuose Parts nicht zu reinen Fingerübungen verkommen.

Das Treiben gestaltet sich über längere Strecken rein instrumental, selbst im Fall des nicht einmal vier Minuten dauernden 'Value 8', und das düstere 'The Stumbling Heart' ist der stärkste der drei enthaltenen Longtracks - eine Disziplin, in der LEGACY PILOTS nicht unbedingt brillieren. Vielmehr hat es den Anschein, der musikalische Leiter würde sich nur darin ergehen, weil man es im Prog halt so macht. Balladen beherrschen die Macher hervorragend - nachzuhören anhand von 'Handle With Care' und 'The Spirit Is Forever' - wohingegen die härteren Riffs wie reine Eingeständnisse an den vorherrschenden Zeitgeist anmuten.

Widersinnigerweise fehlen "Con Brio" jedoch bei aller Vielschichtigkeit die zwingenden Melodien. Vielleicht entsteht dieser Eindruck auch wegen des klinisch kalten Sounds, der andererseits hervorragend zur zurückhaltenden Gesamtatmosphäre passt. Das Ganze ist gewissermaßen Kuschel-Prog und handwerklich top, aber manchmal so einfühlsam wie ein Stein, auch wenn es mehr lichte Momente als Schattenseiten verzeichnet.

FAZIT: "Con Brio" bleibt ungeachtet des ausgezeichneten Handwerks, das alle Beteiligten bieten, ein weitgehend unpersönliches und zwanghaft traditionelles Progressive-Rock-Album, das man ungeachtet einiger "modernerer" Einstreuungen als Hommage an die goldenen 1970 verstehen darf. Übrigens fließt ein Teil der Verkaufseinnahmen in die Kinderhilfsorganisation World Vision. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/0e25437e53aa4cc0ace7d1091b1e254f" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2018

Tracklist

  1. The Emerson Empire
  2. Handle With Care
  3. Value 8
  4. The Stumbling Heart
  5. No Place For Us
  6. The Spirit Is Forever
  7. Fight The Demons
  8. For A Better World
  9. Con Brio

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb/Just For Kicks

  • Spieldauer

    62:46

  • Erscheinungsdatum

    02.11.2018

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