Wieder einmal eine Supergroup, allerdings in diesem Fall im wahrsten Sinn des Wortes: Mastodons Brent Hinds Tool-Krake Danny Carey und der kanadische Regisseur Jimmy Hayward haben sich unter dem Banner LEGEND OF THE SEAGULLMEN zusammengetan, um gemeinsam mit so einigen Freunden und Bekannten auf Psychedelic Rock zu machen. Davon hörte man bereits 2015 auf zwei Singles, ehe es unverhofft still um das Projekt wurde.
Die Zeit des Wartens, so man hellhörig geworden war, hat sich in Hinblick auf das Debüt des Trios gelohnt, denn „We Are The Seagullmen“ klingt gewiss nicht nach einer halbgaren Freizeitveranstaltung, wie man es angesichts der beteiligten Personen unterstellen könnte. Careys Drumming ist von Anfang an unverkennbar, auch wenn sich der Drummer stilistisch bedingt eher zurückhält. Als markant lässt sich erneut auch Hinds‘ Organ bezeichnen, doch die Summe stellt mehr dar als den Zusammenschluss der Einzelteile – genau so, wie es bei einer Band von Substanz sein sollte.
Im Rahmen eines Konzeptalbums, das durch seine nautische Thematik wie eine abgepfiffene Version von Mastodons „Leviathan“ anmutet, swingt und stampft sich die Gruppe durch stark erzählerisch geprägte, aber nichtsdestoweniger heavy wie nichts Gutes riffende Epen wie ‚The Fogger‘ einer- sowie kurze Einpeitscher andererseits. Beispielhaft für letztere steht das treibende Spacerock-Titelstück, das dank sinniger Gesangsmelodien ebenso eingängig daherkommt wie das ohne Hast hochfahrende ‚Curse Of The Tide‘ inklusive melodramatischer Chor-Parts. So halten sich Verträumtheit und satte Härte vor vertrauter Soundkulisse die Waage, weshalb „Legend Of The Seagullmen“ auch ganz ohne Promi-Bonus funktioniert … und länger nachhallt als diverse musikalische Kurzschlusshandlungen anderer großer Namen.
FAZIT: Bei LEGEND OF THE SEAGULLMEN tritt für eine Allstar-Kapelle wider Erwarten der Idealfall ein - man würde sich wünschen, die Mitglieder seien in der Lage, in Zukunft wiederholt zusammenzufinden und weitere Alben wie dieses aufzunehmen. "We Are The Seagullmen" wurde mancherorts schon als albernes Projekt abgekanzelt, aber die Protagonisten haben tierisch Spaß und das gute Recht, höchstens halbernste Texte mit Freibeuter-Flair zu verzapfen, solange die Musik stimmt, und das ist der Fall. Das Ding nutzt sich ums Verrecken nicht ab und klingt trotz vertrauter Bestandteile aufgrund seines leicht cineastischen Kolorits sogar ein Stück weit einzigartig. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/7b8d1bc2bd374dfb9c46b6737210a26e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2018
Dine Alone / Caroline
55:35
09.02.2018