DAVID BOWIE, JOHNNY CASH und LEONARD COHEN haben sich in recht kurzen Abständen von uns mit großartigen Werken, allesamt todtraurig, verabschiedet und uns dann in Richtung ewige Finsternis verlassen, von der noch immer viele glauben, sie würden dort auf Schäfchenwolken gebettet und mit Sternenstaub zugedeckt.
Hoffen wir einfach, dass es wirklich so ist, doch glauben?
Glauben können wir an das, was uns diese drei begnadeten musikalischen Genies hinterlassen haben, nachdem sie uns für alle Ewigkeit verließen.
Zugleich haben sie im irdischen Diesseits auch Menschen hinterlassen, welche sie mit ihrer Musik, ihren Texten, ihren Kompositionen, ihrer Leidenschaft geprägt haben – die sie lieben und ehren, so wie im Falle von LEONARD COHEN, der von Prof. Dr. Christof Graf schon seit Ewigkeiten begleitet und „beschrieben“ wird und der in Deutschland als der wohl größte Cohen-Experte schlechthin gilt, wozu besonders seine bereits fünf zu Leonard Cohen veröffentlichten Bücher sowie sein riesiger Leonard-Cohen-Blog im Netz, <a href="http://blog.leonardcohen.de" rel="nofollow">die „Cohenpedia-Popular Problems“</a>, und dessen in Deutschland älteste und umfangreichste deutschsprachige Website <a href="http://www.leonardcohen.de" rel="nofollow">THE COHENPEDIA</a> beiträgt.
Nun also war es höchste Zeit für Christof Graf, endlich ein weiteres Buch zu Leonard Cohen – ach, was schreibe ich hier – kein Buch, sondern eine riesige Enzyklopädie, ein Lexikon, basierend auf „The Cohenpedia“ herauszubringen, das jedem, der auch nur einen entfernten Bezug oder eine kleine Liebe zu Leonard Cohen in sich trägt, ein wunderbarer, immens wichtiger Begleiter und Führer durch das Leben, die Musik und vor allem alle Texte und Alben (!!!) des kanadischen Rockpoeten ist.
Man sollte sich dabei wirklich nicht von dem doch recht unglücklich gewählten Titel „Zen & Poesie“ leiten oder verunsichern lassen, denn Cohens leidenschaftliche Hinwendung als Jude zum Zen – besonders aber der buddhistischen Meditation – im Zen-Kloster auf Mount Baldy stellt nicht den Mittelpunkt des Lexikons dar, sondern erhält nur eine umfangreichere Beachtung in den einleitenden Kapiteln, die etwa 50 Seiten der insgesamt über 500 Seiten der Enzyklopädie einnehmen.
Auch Cohens Sohn Adam spielt eine wichtige Rolle im Buch und bildet zu Beginn und Ende den Rahmen des Lexikons, das endgültig durch eine 16seitige Farbfoto-Strecke auf mattem Fotopapier abgeschlossen wird.
Mittelpunkt des umfangreichen Werks ist der Lexikon-Teil, den man sehr schnell erschließt und versteht sowie man sich mit der Vielzahl aller Querverweise zurechtgefunden hat.
Was der Autor hier leistete, ist wirklich sensationell, denn man findet nicht nur detaillierte Angaben zu den wichtigsten Zahlen, Daten, Fakten, Konzerten, Zitaten, Ereignissen und allen Cohen-Alben, sondern auch die Übersetzung (!!!) von jedem einzelnen, der lyrisch extrem anspruchsvollen Texte des groß(artig)en Poeten.
Auch Band II wird bereits nach dem letzten Schlagwort („Zwölf-Uhr-Gesang“) unter dem Buchstaben „Z“ angekündigt – da darf man mehr als gespannt auf die Fortsetzung sein.
Leider entdeckt man beim genaueren Lesen doch so einige Schreib- bzw. Flüchtigkeitsfehler, von dem sich der unangenehmste am Ende des Lexikons in den Danksagungen wiederfindet, und sogleich zwei Fehler (Bedeutungs- und Trennungsfehler) in einem Wort beinhaltet: „Leonard Cohen ‚rest in pie-ce‘.“ - denn ganz bestimmt wollte Autor Graf seinen geliebten Rockpoeten nicht in Stücke zerlegen, sondern in Frieden ruhen lassen.
Bei so einem großartigen Buch musste am Ende aber auch ein bisschen Korinthenkackerei des Kritikers dabei sein. Doch das ist eher eine lustige Episode am Rande als etwas, das den Wert dieses Lexikons, welches dem Leben von LEONARD COHEN in hervorragender Weise gerecht wird, schmälert.
FAZIT: „Zen & Poesie – Das Leonard-Cohen-Lexikon, Band 1“ von Christof Graf ist ein großartiges Buch bzw. Lexikon zum Leben und Schaffen (und leider auch Sterben) LEONARD COHENs geworden, das für jeden Freund des Rockpoeten schon dadurch unverzichtbar wird, weil es neben der Vielzahl von Daten und Fakten auch alle Cohen-Texte in gelungener deutscher Übersetzung enthält.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2018
Schardt Verlag - 1. Auflage
508 Seiten
06.04.2018