Dem einen oder anderen mögen LIFESICK aus ihrer Zeit beim US-Label Southern Lord in Erinnerung geblieben sein, wo sie eigentlich ganz gut ins Programm passten, doch das erste Alben der Dänen ("6.0.1", 2016) markierte allenthalben einen Achtungserfolg, der auf breiter Ebene unterging. Daran wird sich in Hinblick auf den nun vorliegenden Nachfolger voraussichtlich wenig ändern, auch wenn die neue Plattenfirma den Sound der Dänen noch passgenauer an die entsprechende Zielgruppe herantragen kann.
Selbige dürfte sich ziemlich genau in der Mitte zwischen der Hardcore- und Metal-Szene befinden. Die knappe halbe Stunde, die LIFESICK für ihre aktuelle Machtdemonstration veranschlagen, ist insofern ideal, als die Band all ihre Trümpfe ausspielt und in ihrer relativen Beschränktheit nicht redundant wird. Bei aller Hast lässt sie sich aber zunächst erstaunlich viel Zeit, denn 'Lifesick 2' ist im Grunde nur ein längeres, schleppendes Intro, auf das später sogar kürzere "richtige" Songs folgen.
Spätestens im Midtempo-Mosher 'Buying Time' erkennt man längere Feedbacks als charakteristisches Stilmittel der Gruppe. Fiepen wird zu Musik in des Hörers Ohren, die sich andererseits mehr forsche Ausritte wie 'Ignorance', 'Keep Me Under' (schrammt hart an der Grindcore-Grenze) oder 'Torment Of Life' mit seinen zumindest ansatzweise melodischen Gitarrenparts wünschen würden. Gut die Hälfte der Spielzeit geht nämlich bei mal doomigem, mal mittelschnellem Riff-Geschiebe drauf, womit sich LIFESICK zwar nie wiederholen, aber auch nicht ausgesprochen einfallsreich zeigen.
Für eine Band, der ausnahmslos erfahrene Musiker angehören, ist das schon ein bisschen dürftig, aber in Hinblick darauf, dass die Zielgruppe vornehmlich aus Granitohren bestehen mag, die auf allzu viel Variation und pfiffiges Instrumentalspiel pfeifen, ist "Swept In Black" dann doch wenigstens ein kleiner Erfolg - zumal immerhin auch sagenhaft fett produziert und gerade für diese Stilistik ein Ausbund an Dynamik.
FAZIT: Gut möglich, dass LIFESICK öfter auf Groove und Tempowechsel setzen, statt in einem Rutsch durchzubrettern, um "Swept In Black" befreiter "atmen" zu lassen. So oder so ist es ein für metallischen Hardcore sonderbar zwittriges Album, erzkonservativ einerseits und dennoch unkonventionell sperrig. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/444cc4944e1640549d84ca3e2cff95fc" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.11.2018
Isolation
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09.11.2018