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Lizette: Ignite

Stil: Alternative Rock

Cover: Lizette: Ignite

Kelten-Elfe Enya und Industrial-Rock-Pionier Trent Reznor sind keine alltägliche Kombination von Vorbildern, doch LIZETTE orientiert sich wirklich an beiden gleichzeitig, auch wenn sich ihre Musik letzten Endes nur nach einer Mischung aus Nine Inch Nails und Allerwelts-Alternative anhört. Statt der abgründigen Vielschichtigkeit der angeblichen Hauptinspiration „The Downward Spiral“ bekommt man auf „Ignite“ härtere Radiokost geboten, die sich mal zur Mobilisierung der Massen eignet, mal den Pathos-Pfad beschreitet und sich zu keiner Zeit aus dem Sumpf der Beliebigkeit herauswindet.

Typisch schwedisch – die Dame und ihre Band stammen aus Stockholm – sind dabei die hymnischen Qualitäten der zehn Songs, denn würde man den durchaus raffiniert eingewobenen Electro-Zusatz weglassen, blieben breitbeinige Rocksongs übrig, und hätte dann noch der Verzerrer Sendepause, wären es traditionelle Lieder fürs Lagerfeuer, die auf griffigen Melodien beruhen. Das alles wurde soweit hervorragend in Szene gesetzt, lässt jedoch auf seine abgeklärte Art völlig kalt.

So stylisch das Ganze auch aufgezogen sein mag (Lederklamotten, Kajalstift, etc.), geben LIZETTE ein in jeder Hinsicht blasses Bild ab, sei es durch aufgesetzte Rührseligkeit oder umgekehrt krampfhaft kämpferische Gesten. Angesichts dessen könnte man meinen, Männer würden innerhalb der Rockszene immer noch Komplexe bei Frauen verursachen, indem sie sie in stereotype Rollen zwängen.

Sei's drum: Wenn man sich arglos von diesem Debüt berieseln lässt, hat man flugs die eine (den Stampfer ‚Been Here Before‘) oder andere Komposition (den getragenen Bombast ‚Free Me‘) im Ohr, und damit ist dem Projekt zweifellos ein Musikautorenpreis sicher; echte Gefühle und Inhalte bietet es gleichwohl nicht.

FAZIT: "Ignite" weckt auf der Basis gewollt zeitgemäßer, aber eigentlich längst überkommener Musik zwischen Rock und Electro schlimmste Gedanken an Kampf-Emanzen und künstliche Casting-Acts, weil sich LIZETTE vorsätzlich als Kunstprodukt ausgeben. Ob sie das wirklich sind oder nicht, dieser Frage möchte man mit ihrer Plastikmusik im Ohr erst gar nicht auf den Grund gehen.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.12.2018

Tracklist

  1. All for Nothing
  2. Have a Little Faith
  3. Magic in My Veins
  4. Been Here Before
  5. My Glasses
  6. No More Lies
  7. Ignite
  8. Free Me
  9. What We Are About
  10. Battlefield

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Optical / H‘Art

  • Spieldauer

    45:45

  • Erscheinungsdatum

    02.11.2018

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