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Loz Tinitoz: Kamikazekatze

Stil: Deutschrock

Cover: Loz Tinitoz: Kamikazekatze

Im Vorfeld der Arbeiten an ihrem neuen Album mussten LOZ TINITOZ ihren langjährigen Gitarristen Böger entbehren und ersetzen, wobei Oliver Lagemann in die Bresche sprang, der zugleich ihr Label leitet und eigentlich Bassist ist. Ihr bisheriger Tieftöner ist dann wiederum ebenfalls ausgestiegen, doch geschadet - so viel kann man gleich vorab konstatieren - hat der Combo der Wechsel nicht, vielleicht ist sogar eher das Gegenteil der Fall.

Durch die Songs von "Kamikatzekatze" weht ein frischer Wind, auch wenn die Herren nichts großartig anders machen als zuvor. Einzig die elektronischen Elemente, auf die LOZ TINITOZ mittlerweile setzen, haben über die Jahre hin zugenommen - ist also nichts Neues für Kenner - und grenzen die Band bis zu einem gewissen Grad vom deutschsprachigen Einheitswust ab, der sich um Frei.Wild, Broilers und Kneipenterroristen gebildet hat. Nicht dass man diese Acts ideell und stilistisch in einen Topf werfen müsste, aber "Kamikatzekatze" ist wie schon sein Vorgänger eine andere Baustelle.

LOZ TINITOZ und insbesondere Frontmann Timo Januschewski sind eher zynisch als kumpelhaft, weisen Pathos-Popanz in der Regel weit von sich und bleiben im Herzen Punk, wie ihn die aufbegehrende Jugend hierzulande noch bis in die … genau -'90er' hinein verstanden hat - als diffuse, vielleicht auch ein bisschen unreife Rebellion gegen … ja wogegen eigentlich? Aus dem zwiespältig nostalgischen 'Maximal' (erinnert an die Single 'Ein Stück vom Himmel' vom Vorgänger) geht es nicht so recht hervor, aber sei's drum …

Interessant ist zudem, wie die Band Klischees wie jenes von Liebesliedern umkehrt (höre 'Doppelhure') und darauf verzichtet, offensichtlich auf Radiohits wie 'New York' zu pochen, ihren bisher vermutlich größten Erfolg. Bei 'Harry und Sally' und 'Von Chicago nach Venedig' handelt es sich mehr oder weniger um typische Balladen, auch wenn sich LOZ TINITOZ nie dazu hinreißen, auf Jammerlappen zu machen; selbst der Drahtseilakt, eine Hommage an seine 'Mutter' zu schreiben, ist dem Gitarristen und Sänger gelungen.

"Kamikatzekatze" ist dennoch in erster Linie ein Spaß-Garant ohne allzu viel Tiefsinn, und wenn sich die Bandmitglieder darum bemühen, geht das nicht in die Hose. Zweck erfüllt, Charts gestürmt, Spaß bei den anstehenden Konzerten obligatorisch.

FAZIT: LOS TINITOZ machen auch in veränderter Besetzung das, was sie am Besten können. Ihre Deutschrocksongs gehen im Guten wie Schlechten unmittelbar ins Ohr, sparen textliche Dämlichkeiten aus und setzen mit einer satten Produktion auf Mainstream-Erfolg. Den dürfen sie im Gegensatz zu nicht wenigen Unsympathen in diesem Land, die ähnliche Mucke machen, auf jeden Fall haben. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/f9ec2dbbb81a470f9072cb446360c5d0" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.06.2018

Tracklist

  1. Blasehase
  2. Nie mehr
  3. Neunziger
  4. Harry & Sally
  5. King Kong
  6. Küss mich
  7. Doppelhure
  8. Rumhuren
  9. Maximal
  10. Mutter
  11. Charlie Harper
  12. Von Chicago nach Venedig
  13. Hausverbot
  14. Ein Schloss aus Altpapier

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    ES&L Entertainment / Believe Digital

  • Spieldauer

    43:04

  • Erscheinungsdatum

    22.06.2018

© Musikreviews.de