Auf mittlerweile 12 Studioalben (das vorliegende mitgezählt) haben es die Münsteraner von MAD MAX in den 35 Jahren seit ihrem Bestehen (bzw. seit Einstieg von Michael Voss als Sänger) gebracht und passenderweise wurde die aktuelle Scheibe auch danach betitelt. Allerdings müsste man bei genauer Betrachtung die Jahre 1989 – 2005 wieder rausrechnen, da sämtliche Bandmitglieder anderweitig tätig waren und MAD MAX als aufgelöst galten. Wir wollen aber mal nicht so kleinlich sein und freuen uns lieber über die neue Mucke im altbekannten Stil (irgendwo zwischen DOKKEN, BONFIRE und den SCORPIONS) anstatt der klassischen „Best of“, die meist zu solchen Jubiläen erscheint (bei MAD MAX aber schon vor 3 Jahren unter dem Titel „Thunder, Storm & Passion“ auf den Markt geworfen wurde).
Nach dem kurzen Intro „The Hutch“, wohl zu Ehren des neuen Bassisten so benannt, klingt „Running To Paradise“ genau so, wie man es erwartet hat.
Ordentlich produziert glänzt der Opener mit einem melodischen Refrain und der gewohnt guten Gitarrenarbeit. Zum folgenden „Beat Of The Heart“ haben MAD MAX sich einen lang gehegten Traum erfüllt und durch die Mithilfe eines Sponsors <a href="https://www.youtube.com/watch?v=7mP7LIFhBKs" rel="nofollow">einen Videoclip</a> gedreht, der sich sehen lassen kann (u.a. mit dem Schaupieler Vinzenz Kiefer, der schon für „Alarm für Cobra 11“ oder dem „Bader-Meinhof-Komplex“ vor der Kamera stand) und sich deutlich von den üblichen für YouTube und Konsorten produzierten Musikvideos unterscheidet. Noch dazu ist der Song tatsächlich ein Ohrwurm geworden, der den Spirit der Vorbilder, aber auch der eigenen Identität zu jeder Sekunde atmet.
Bei „D.A.M.N.“ ist ein wenig SHAKRA herauszuhören, ehe mit „Snowdance“ der ungewöhnlichste Song des neuen Albums auf der Speisekarte steht. Hier huldigen MAD MAX den Megasellern EXTREME, allerdings auf Ihre ganz eigene Art. Härtetechnisch zumindest wird mehr als nur eine Schippe auf den klassischen Hardrock draufgelegt und fast schon in Metal Gefilde gesteuert.
Beim folgenden Titeltrack „35“ steht dann aber wieder die Melodie im Fokus und MAD MAX zeigen sich nicht nur textlich gereift. Ein schön reflektierendes Stück, das zum Nachdenken anregen kann.
Nun lassen die Münsteraner leider einige nur durchschnittliche Stücke folgen, denn bei „Already Gone“ dominieren Standard Riffs und ein Refrain, der nach angezogener Handbremse klingt. Auch „False Freedom“ kann mit nur wenig neuen Ideen aufwarten und der Langeweile-Faktor steigt leicht an.
Zum Glück bekommen MAD MAX bei „Goodbye To You“ wieder die Kurve nach oben und integrieren einen Hauch melodischen NWOBHM im Stil von PRAYING MANTIS oder älteren SAXON in Ihren Sound.
Die Live-Aufnahme von „Rocky Road“ lässt dann wieder nachdenklichere Töne auf uns los, ehe mit dem DOKKEN-Cover „Paris Is Burning“ ein Album zu Ende geht, welches viele der Stärken von MAD MAX zeigt, aber insgesamt gesehen nur ein gutes Album darstellt und sich nicht zum absoluten Überflieger entwickelt.
FAZIT: MAD MAX haben 35 Jahre Erfahrung im Musikgeschäft und das merkt man dem Album „35“ auch an. Hier sind versierte Musiker am Werk, die ganz genau wissen, welche „Rocky Road“ Sie nun eingeschlagen haben, um abermals klassischen Hardrock mit hoher Spielfreude und der gewissen Lässigkeit zu zelebrieren. Die Hitdichte ist groß, zum absoluten Durchbruch wird es aber auch 2018 nicht mehr reichen. Für Fans der genannten Bands stellt „35“ aber durchaus mehr als nur eine Empfehlung dar.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.08.2018
Thomas “Hutch” Bauer
Michael Voss, Thomas “Hutch” Bauer
Michael Voss, Jürgen Breforth
Axel Kruse
Steamhammer Records
45:30
10.08.2018