"Antibodies" wurde schon im Februar 2017 veröffentlicht und ist das zweite MANESCAPE-Album. Die Polen haben den auf ihrem Einstand "Ex-Internal" etablierten Stil nicht weiter verdichtet, sondern sind mit ihren neuen Songs sogar eher in die Breite gegangen, ohne den Eindruck zu erwecken, den roten Faden dessen verloren zu haben, was sie stricken möchten.
Es sind weiterhin dichte Klanggewebe, die aber mehr noch als zuvor von ihren gegensätzlichen Farben leben. Das Trio begnügt sich weitestgehend und auch imm Sinne seiner Hörer mit simplen Songstrukturen, geht aber andererseits nie plump den direktesten Weg, was schließlich zu leicht durchschaubar wäre. Man darf vermuten, dass die Musiker ihr Schaffen nicht zerdenken, sondern aus dem Bauch heraus schreiben, und dann kommen eben relativ überschaubare Tracks wie ‘Penetrating Sound Of Inertia’ oder ‘Beautiful Agony’ heraus.
Unterdessen konnte man MANESCAPE schon immer eine gewisse Post-Rock-Epik attestieren, und die kommt derzeit beispielsweise zu Beginn in 'Helium' oder während des hypnotischen ‘Decadence And The Wind’ zum Tragen. Die nunmehr Band-typischen New-Wave-Anwandlungen und eine wiederholt beschwörende Gesangsstimme tragen zum insgesamt luftigen Charakter der Musik bei, ohne ihren latenten Schwermut in wesentlichem Maß zu relativieren.
Umso erfreulicher, dass es MANESCAPE bei all der Bedrücktheit weiterhin zünftig krachen lassen können, so wie es speziell im Verlauf von ‘In Moments Of Oblivion’ und ‘Crystal Palace Loner’ geschieht. Nahbar wird die Gruppe letztlch mit Tracks wie ‘Gypsy’; das träg nicht nur einen klischeehaften Classic-Rock-Titel, sondern versprüht genauso wie ‘The Yearning’ auch ein wenig 1970er-Schweiß, ist also im besten Sinn geerdet.
FAZIT: MANESCAPE zocken schroff und herzlich im Wechsel, bieten also entweder Zuckerbrot oder lassen die Peitsche knallen und haben dazu mehrere ergreifende bis schlicht mitreißende Songs geschrieben, die sie zu einem empfehlenswerten Crossover-Act zwischen Shoegaze bzw. Post Punk und gediegenem Metal machen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2018
Eigenvertrieb
53:05
05.10.2018