Bestünde genug Interesse an MANSION, könnte man „First Death Of The Lutheran“ beinahe das „Chinese Democracy“ der jüngeren Doom-Geschichte nennen, denn das Debüt der Finnen erscheint nach langer Vorlaufzeit, in der sich das anonyme Projekt in den Schleier des Mysteriösen hüllte. Im Internet gestreute Posts deuteten zeitweise auch die Beteiligung von Grave-Pleasures- bzw. Hexvessel-Kopf Mat "Kvohst" McNerney an, doch es bleibt dabei: Nichts Genaues weiß man nicht …
Das auf den Lehren der kurzlebigen christlichen Kartanolaisuus-Sekte beruhende Konzept, das MANSION für sich in Anspruch nehmen, darf man als schlichtes Hörergemüt getrost ausblenden, Diese rätselhafte Gruppierung war in der Heimat der Musiker ungefähr von 1920 bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts aktiv und steht bis heute auch als bloße religionsgeschichtliche Fußnote in einem zwielichtigen Ruf, den die Band offensichtlich auch weghaben möchte.
Was beim Verzicht auf den inhaltlichen Mehrwert (ob's wirklich einer ist?) letztlich übrigbleibt, wirkt zunächst sehr gewöhnlich. Der Teufel, den die gemischtgeschlechtliche Truppe dem pädophilen Klerus an den Hals wünscht, steckt jedoch im Detail: Die fünf Tracks verschmelzen typisch-monolithische Riffs mit kalten New-Wave-Synthesizern, Epic-Metal-Predigten von Griftegårds Kanzel und geradezu Industrial-mäßigen Lärmparts, die zusammengenommen eher wie ein Soundtrack als ein klassisches Songalbum anmuten.
Spannend sind an MANSION insbesondere die vielen Details in ihren naturgemäß ausschweifenden Kompositionen. Sie reichen von entrückten Saxofonpassagen zu mehrstimmigem Gesang, der man ob von Mann oder Frau übernommen stets als individuell wahrnimmt. Darum ist man fast geneigt, so weit zu gehen, die Vocals als das Trademark schlechthin der Gruppe zu bezeichnen.
Das einzige Manko von "First Death Of The Lutheran" ist seine Sperrigkeit; trotz unleugbarer Reize bleibt nur wenig hängen.
FAZIT: MANSION stellen auf ihrem ersten Album nach mehreren Kurzformaten eine orginelle Art von Doom Metal zur Diskussion, die sich neben eindeutigen Post-Rock-Strukturen auch durch psychedelische und noisige Nuancen auszeichnet. Wolvennest können das vorerst besser, aber auf dem Schirm behalten sollte man die Skandinavier dennoch. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/995e7d97b45f4e83b116d8632dac51e7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.12.2018
I Hate / Soulfood
42:59
07.12.2018