Diese Frau mit dem Zylinder, die den „Allerweltsnamen“ MARION FIEDLER trägt und uns so freundlich vom Cover ihres Debüt-Albums „Rollin On“ anlächelt, liebt eine ganz besondere Kombination von zartem Jazz und poppigen Melodien. Eine Kombination, die vieles ist, aber garantiert keine „Allerweltsmusik“!
Sie ist etwas ganz Besonderes, wofür es viele Gründe gibt – auf die vielleicht sogar der Zylinder verweist, der bei einem legendären Sänger und Schauspieler, der mit „Fremden singend durch die Nacht tanzte“, um am Ende „seinen Weg“ zu finden, sowie bei einer Sängerin, die zugleich Tochter von RAVI SHANKAR ist und völlig überraschend mit ihrem Debüt-Album jede Menge Grammys abräumte sowie auf ihrem Album „Chasing Pirates“ ebenfalls genau auf diese Kopfbedeckung zurückgriff, eine sehr bedeutende Rolle spielte: FRANK SINATRA und NORAH JONES. Und dass diese beiden unglaublichen Musikgrößen von MARION FIEDLER nicht weit entfernt sind und sie nur zu gerne zu ihnen aufrücken möchte, hört man „Rolling On“ von der ersten Note und dem ersten Klang ihrer warmen Stimme auf „Good Morning“, die erst mit der „Sleepy Sun“ wieder romantisch bewegend verklingt, an.
Öffnet man das wunderschön gestaltete dreifaltige Digipak mit einem 28seitigen, eingeklebten Booklet, in dem alle Texte und professionelle Fotografien der Musikern, größtenteils in der Natur und einem Schloss entstanden, wobei das schönste sie und ihren Hund zeigt, dann springt einen der Satz „The album tells my story“ (Dieses Album erzählt meine Geschichte.) an. Musikalisch lässt sie uns nun an dieser Geschichte und ihren bewegenden Songs, die sich zwischen zartem Bar-Jazz, Pop, Blues, Folk, Funk und Americana bewegen, teilhaben.
Die 12 Lieder, die sie für „Rolling On“ auswählte, sind laut ihrer Aussage aus über 1.000 (!!!) Songs auserkoren wurden, die sie bereits geschrieben hat – größtenteils bei ihren Reisen durch die USA, Frankreich und Deutschland. Kein Wunder also, dass sich die Musiktraditionen dieser Länder auch auf „Rolling On“ wiederfinden. Und dass auch ihre ostdeutsche Heimat Dresden auf sie einen musikalischen Reiz ausübt, entdeckt man recht schnell im Netz, wo sie ihre Weihnachtsballade <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0M5Gp3yuaLk" rel="nofollow">„Today I Woke Up In Paradise“</a> singt und Andreas Leuschner von der DDR-Art-Rock-Band ELECTRA sie dabei am Flügel begleitet.
Der Titeltrack <a href="https://www.youtube.com/watch?v=90vRAFxAaJs" rel="nofollow">„Rolling On“</a> entstand bei einer Wanderung zum Mont Blanc, dem höchsten Berg der Alpen, während der Hintergrund für <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ecVYi-090BU" rel="nofollow">„Summertime At Best“</a> ein trauriger Anlass war, da das Lied nach der sog. „Jahrhundertflut“ in Dresden entstand, bei der auch das Home-Studio sowie der Proberaum von MARION FIEDLER überflutet worden waren und ihre Musiker danach beim Aufräumen und Wiederherrichten halfen, wonach sie unbedingt eine Auszeit brauchte.
Jeder Song erzählt so seine, bzw. MARION FIEDLERs, ganz eigene Geschichte genau wie auf dem Digipak versprochen. Das brachte ihr auch schon großartige Bewunderer ein, wie beispielsweise AL JARREAU, der ebenfalls auf dem Digipak nachlesbar feststellt: „Marion, YES! Keep writing like this! Let it flow!“
Im Gegenzug findet man mit „Give It All“ dafür einen Titel, der von einem Zusammentreffen zwischen MARION FIEDLER und AL JARREAU inspiriert wurde.
„Funky Monkey“ - in welche musikalische Richtung dieser Song geht, verrät schon der Titelname – ist dann eine ganz spezielle Hommage an die Tiere, besonders aber ihre Hündin Bagheera. Auch „Oh, Africa“ bezieht sich auf den geliebten Hunde-Welpen, weil sie in dessen Augen die afrikanische Wildheit genauso wie die unendliche Treue sieht. So wird „Africa“ zum musikalischen Geschenk für Bagheera.
Und da der Kritiker, neben dem gerade zwei junge Hunde schlafend auf dem Sofa liegen, diese Liebe nur zu gut verstehen kann, haben es ihm besonders auch diese beiden Songs angetan: „I feel what you reveal to me – when I look in your eye.“
„Rolling On“ endet mit „Sleepy Sun“, einem einfachen Song, der in seiner ganzen ruhigen Schönheit das Album abschließt und als unser FAZIT den Eindruck vermittelt, dass vielleicht eine NORAH JONES jede Menge Grammys abräumt, aber eine MARION FIEDLER aus Dresden mit ganz ähnlichen Voraussetzungen eine gelungene Mischung zwischen Jazz und Pop präsentiert. Nur ob Deutschland für ihre Musik wirklich reif ist, ist die große Frage!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2018
Thomas Lehnick, Johannes Gerstengarbe, Tom Götze
Marion Fiedler
Johannes Gerstengarbe, Martin Schmieder
Marion Fiedler, Tomas Kreibich, Daniel Scheufler
Philip Brehmer, Stephan Salewski, Heiko Jung, Matthias Macht, Patrick Neumann
Markus Pötschke (Saxofon), Marion Fiedler (Sansula)
Ballroom/Brokensilence
49:51
02.02.2018