Mit dem ersten Teil seiner "Legend of Valley Doom"-Fantasy-Story hat sich der Norweger Marius Danielsen eine kleine wie eingeschworene Anhängerschaft erspielt, deren Zuneigung wohl in nicht geringem Maße daher rühren dürfte, dass sie Zeiten nachtrauert, in denen derart naive Konzepte für Metal-Platten noch ruhigen Gewissens entwickelt werden durften, ohne dass man befürchten musste, sich damit lächerlich zu machen. Heute hingegen existieren Künstler wie dieser in einer kleinen Blase, was zunächst einmal nichts über die Qualität ihres Schaffens aussagt.
Fest steht, dass "Legend of Valley Doom Part 1" eine solide Bombast-Metal-Angelegenheit mit der erwartbar vielzähligen Gästeschar gewesen ist. Mit dem Nachfolger pflegt Danielsen diese Tradition auch weiterhin, wobei sich die zwei Langspieler (im wahrsten Sinn des Wortes) gegenseitig nichts nehmen. Warum sollte man ein Erfolgsrezept auch abändern?
Personelle Überschneidungen mit dem Cast des Debüts wurden bewusst in Kauf genommen. Im Aufgebot finden sich u.a. Michael Kiske, Tim "Ripper" Owens, Blaze Bayley, Mark Boals (u.a. Yngwie Malmsteen) und Mathias Blad (Falconer) am Mikrofon, während Jari Kainulainen (ex-Stratovarius, Masterplan) und Magnus Rosén (ex-HammerFall) abgesehen von mehreren anderen Bassisten zu hören sind. Zu den sage und schreibe 15 auftretenden Gitarristen gehört über Kiss-Statist Bruce Kulick, Tom Naumann (Primal Fear) Edguys Jens Ludwig und Luca Princiotta (Doro) hinaus auch eine Dame: Altmeisterin Jennifer Batten. Die erneut von Song zu Song wechselnde Besetzung dürfte ergo so etwas wie der wahrgewordene feuchte Traum aller Melodic-Metal-Fans sein.
Musikalisch ist Danielsen trotz des haarsträubend detailverliebten Überbaus weiterhin mehr oder weniger am Boden geblieben. Auf "Part 2" finden sich eine Reihe geradliniger Headbanger als Grundlage, die um einige epische "Schlenker" erweitert wird, sodass sich der pompöse Schmelz insoweit weit in Grenzen hält, als er den Metal an sich nicht übertüncht. Diese Herangehensweise drückt sich bereits in den relativ überschaubaren Spielzeiten vieler Tracks aus, wobei nur das zehnminütige 'Princess Lariana's Forest' kurz vor Schluss eine Ausnahme bildet.
Allzu viel Tiefgang sollte man nicht erwarten … doch wer tut das überhaupt unter solchen ("belletristischen") Vorzeichen? Die Scheibe ist also purer Eskapismus und schlichtweg Unterhaltung in verschwenderischer Form. Die CD-Version enthält übrigens einen anderen Bonustrack als das parallel erscheinende Vinyl, wobei es sich um von Vinny Appice eingetrommelte Versionen der Lieder 'Tower of Knowledge' und 'Crystal Mountains' handelt. Davon darf man halten, as man möchte.
FAZIT: "Legend of Valley Doom - Part 2" ist eine zünftige Metal-Oper mit allem Für und Wider (Avantasia mit aufgepumpten Muskeln? Man denke etwa auch an "Aina" aus dem Nimbus von Sascha Paeth), die sich an europäischen Vorgaben orientiert, insbesondere Helloween und ihrem ganzen Rattenschwanz bis hin zu den Italienern Rhapsody. komplett mit Orchester-Arrangements und in diesem Sektor quasi zwingend erforderlicher Peripherie (Landkarten, Videos), auf dass das Fantasieuniversum lebendig werde. Die Zielgruppe von Marius Danielsen bleibt klar umrissen und wird sich wohl auch in Zukunft weder verändern noch wesentlich vergrößern. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/6cc5c10ec5a84eb393115fb32171cd19" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2018
Crime Records
77:17
30.11.2018