Dass Markus Harm bereits das Bundesjazzorchester leitete, hört man seiner formtreuen Musik bisweilen an, ohne es als unangenehm zu empfinden, und das zweite Album seines eigenen Quartetts ist tatsächlich ebenfalls eine aufgeräumte Angelegenheit. Dabei profitiert der deutsche Altsaxofonist davon, wieder unter denselben Musikern zu sein wie bei der Produktion von "Dig It".
Das zart swingende 'Directions' und das forsche 'Expectations' sind mit Unisono-Parts von Gitarre und Saxofon die charakteristischsten Stücke für das Quartett; Harm und Christoph Neuhaus spielen sie anscheinend generell gerne. In 'Some More Than Four' umtänzeln sich die beiden auch oft, während 'Here's the Brick, Mr. Lick' mit knappem Vorsprunggegenüber 'Mission Complete, Petrosilius' (Zwackelmann?) mit der Ohrwurm-Melodie des Albums ausgestattet ist. Harm übernimmt sie selbst, doch es ist natürlich nicht so, dass er das Geschehen zu allen Zeiten allein bestimmt.
In 'Hangout' hat vielmehr Bassist Jens Loh seine rhythmischen Sternstunden, ehe er seinem Instrument in 'The Lake of Galven' klagende Töne entlockt. Im Broadway-verdächtigen 'Terminal 2' zeigt er sich wiederum als zweckmäßiger Begleiter, wie um zu bestätigen, dass in dieser Formation das Team stets der Chef ist. Die Interaktion auf "As It Is" funktioniert reibungslos, sodass sich die Musik in einem steten Fluss befindet, ohne nur zu berieseln; dazu spielt Harms einfach zu mitreißend, und seine erfahrenen Kollegen wissen genau, wie sie sich in der jeweiligen Situation verhalten müssen.
Ein unauffälliges Cover von 'I Hear a Rhapsody' rundet diese klassische und doch frisch anmutende Sammlung von Eigenkompositionen des Bandleaders ab
FAZIT: Auf "As It Is" Markus Harm auf Coltrane, Rollins' und Parkers Spuren, aber nicht mehr allzu sklavisch, falls er es überhaupt je getan hat. Sein Quartett ist zwar ein sehr traditionelles, besticht aber insbesondere dadurch, dass es zwanglos mit dem Vermächtnis nicht nur des amerikanischen Jazz umgeht. Da verkommt die Handwerkskunst, die die Beteiligten demonstrieren, fast zur Nebensache.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.12.2018
Rosenau
50:39
30.11.2018