So bemüht Rookies & Kings auch sein mögen, ihr neustes Pferd im Stall als Stilbruch (die Rede ist sogar von "experimentell") in Hinblick auf den Großteil ihres Programms zu präsentieren, ist Martino Senzao letzten Endes doch nur ein weiterer Deutschrocker, der sämtliche mit diesem Milieu verbundene Stereotypen ausreizt. Das macht er jedoch offengestanden souverän und wenn nicht mit gehobenen Ansprüchen, so doch auf jeden Fall gehörigem Potenzial, um in den Charts stattzufinden.
Dass der Brixener DJ ist, Tätowierungs-Wütige bei der Motivwahl berät und im Geschäft des Labels vor Ort in Südtirol Klamotten verkauft, darf man beim Hören seines ersten Albums getrost außen vorlassen. Senzaos Musikkarriere startete zufällig nach einer halb ernst gemeinten Single vor zwei Jahren, aber führt man sich "Werk eins" vor Augen, kann dahinter eigentlich nur Kalkül stecken.
Keine Frage, der Solokünstler und seine Hintermannschaft setzen im gegebenen Rahmen auf verhältnismäßig viel Abwechslung, indem sie Einflüsse aus eher poppigem Indie Rock, Schlager (!) und Electro geltend machen, gleichwohl traditioneller Pathos-Rock stets die Basis bleibt. In Anbetracht von Senzaos unsagbar klischeehaften Texten kann auch gar kein anderer Eindruck als jener entstehen, man habe es mit einem weiteren nibelungentreuen Frei.Wild-Fan zu tun.
Ob sich der Mann gewollt unbeugsam selbst auf die Schulter klopft ('Jede Sekunde zählt') oder mit 'Liebe reingeballert' und 'Auf euch und uns' die zigsten Zusammengehörigkeits-Hymnen fabriziert - man hat das alles schon viele Male zuvor gehört und schaltet zumindest dann bereits beim dritten oder vierten Song ab, wenn man nicht zur offensichtlichen Zielgruppe von "Werk eins" gehört. Wer bis hierhin gelesen hat, tut dies aber wohl und darf sich das Album ohne Vorbehalte empfehlen lassen.
FAZIT: Mit "Werk eins" predigt Martino Senzao lediglich den Bekehrten. Die Stücke des Südtirolers sind ein hochprofessionell gestricktes Abziehbild jener kumpelhaften Volksmusik, die uns Böhse Onkelz und all ihre Nachahmer eingebrockt haben. Für jemand anderen als deren Fans ist die Chose deshalb auch überhaupt nicht gedacht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/c3875657aed249b2927b5a41d79de77c" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.11.2018
Rookies & Kings / Soulfood
36:28
02.11.2018