Metal und Hardcore im Verbund, aber ganz bestimmt kein Metalcore: Als Vorgeschmack auf ihr erstes Album veröffentlichen die ehemaligen City Keys aus Schweden diese schicke Picture-Disc im Siebenzoll-Format und stellen sich darauf als mehreren Traditionen verpflichtete Band vor - völlig überraschungs- und ironiefrei innerhalb von knapp fünf Minuten, die alles und nichts über ihre Qualitäten aussagen.
Unter ihrem alten Namen brachten es MASS WORSHIP auf zwei Singles ("Tip The Scale" von 2016, ein Jahr später "Rites"), deren letzte u.a. mit Gastsänger Tomas Lindberg von At The Gates Aufsehen im Underground erregte - ganz davon abgesehen, dass die Band wie blöde durch Europa tourte, um sich einen Namen zu machen. "Spiritual Destitution" führt den ursprünglich eingeschlagenen Weg der Mitglieder nachvollziehbar fort: drückendes Midtempo, keinerlei Melodien, die Riffs zu gleichen Teilen aus dem Death Metal und düsteren Hardcore - deshalb die Erwähnung mehrerer Traditionen oben.
Bereits im gerade einmal zwei Minuten dauernden Titelstück erwartet man, das Tempo würde jeden Augenblick angezogen, und es gehe erst richtig los, doch dazu kommt es nicht; stattdessen wirkt die Nummer wie ein bloßes Intro, zumal sie kein Hook bzw. klar erkennbares Motiv aufweist. Schwach, um es glimpflich auszudrücken … Tatsächlich erweist sich der etwas längere B-Seiten-Track 'Unrest' nicht nur wegen seines klagenden bis leiernden Solos als eigentlich stärkeres Stück der Single.
Eine zeitgemäß fette, aber anachronistisch rohe Produktion aus dem Hause Sunlight unter Entombed- und Hellacopters-Produzent Tomas Skogsberg tut der bitterböse Gesellschaftskritik übenden Band keine Schande, doch wo die aussagekräftigen Songs fehlen, hilft auch der bestechendste Sound nichts. Wie die Gruppe bei all den Konzerten, die sie nach wie vor gibt, einen Langspieler in trockene Tücher legen will, weiß der Teufel, aber dass Songwriting bei ihr anscheinend an zweiter Stelle steht, hört man diesem Teller an.
FAZIT: Da muss noch mehr kommen - MASS WORSHIPs Dark Hardcore steht kompositorisch auf tönernen Füßen. Als kurzer Paukenschlag funktioniert "Spiritual Destitution" vorerst, doch um sich langfristig zu etablieren, brauchen die Skandinavier Material, das einen bleibenden Eindruck über den Knalleffekt hinaus hinterlässt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.04.2018
Isolation Records
5:21
13.04.2018