Diese Abtsgmünder sind seit 2010 unterwegs in Sachen Death Metal der alten Schule mit zeitgenössischer Klangästhetik und somit fast schon Veteranen, zumindest wenn man die verlässliche Konstanz in Betracht zieht, die NECROTTED bislang an den Tag gelegt haben. Ihre Rezeptur ist aber auch denkbar einfach: zwei Basser, zwei Klampfer, volle Kraft voraus! Das gilt selbstverständlich auch für "Worldwide Warfare" als ein Album, das nicht standesgemäßer auf die Extrem-Szene zugeschnitten sein könnte.
"Utopia 2.0" war 2014 ein cooler Underground-Brecher, der im Grunde genommen so einigen nicht nur deutschen Acts auf etablierten Labels das Wasser abgegraben hat. Leider nahm davon niemand Notiz, doch NECROTTED zeigen sich aktuell davon unberührt, wie es sich für stoische Betonköpfe gehört, obwohl … mit Stumpfsinn sollte man diese blumige Umschreibung nicht gleichsetzen, denn …
… "Worldwide Warfare" ist ein gerissen in Szene gesetzter Schlagabtausch zwischen walzenden Doublebass-Passagen, ausnahmsweise nicht statischen Stakkato-Momenten und am Grindcore schrammenden Blastbeats, bei dem die akute Melodiearmut gar nicht als Manko empfunden werden muss. Schließlich stellt die Band optisch wie klanglich eindeutig klar, auf wen sie abzielt, und der Rest darf sich weiterhin Metal-Kunstquatsch anhören.
Raffinesse bedeutet bei NECROTTED nicht Schöngeist, sondern maximales Ausschöpfen der beschränkten Stilmittel des Genres. Das kann die Band um Wüterich Pavlos Chatzistavridis hervorragend - nachzuhören in den zermalmenden Highlights 'Hunt Down the Crown' (Black Metal?) und 'My Foray, Your Decay', während der Rest zumindest ein gewisses Niveau nicht unterschreitet. Hinzu kommt, dass die gedoppelten Vocals - einer der Basser brüllt, während der Frontmann grunzt, grunzt und nochmal grunzt - das ganze Unterfangen noch kurzweiliger machen.
Eine Predigt für die Bekehrten also im besten Sinn.
FAZIT: Brutalster Death Metal der traditionellen Sorte, gepaart mit dezenten Verweisen auf neuere Strömungen, aber wenn bei NECROTTED einer Fleischtunnel am Körper hat, dann nur der Fan, falls ihm die Band mit "Worldwide Warfare" nicht einen zweiten Darmausgang legt. So brachial und kompositorisch hochklassig war in letzter Zeit wenig bis nichts in diesem oft nicht zu Unrecht verpönten Subgenre. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/dcebecdcd0a34c7faf981fadc829f77b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2018
Rising Nemesis
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02.02.2018