Das Klischee von der nordischen Kühle ist im Fall von NEVER COME RAIN so nicht haltbar, denn die Musik der jungen Band, deren Mitglieder aus Lübeck und Kiel stammen, strahlt außerordentliche Wärme aus. Die Band selbst verortet sich im Alternative Rock, womit zunächst einmal alles und nichts gesagt ist; hört man ihre erste EP, die kein volles Jahr nach einem "Demo des Monats" in der Zeitschrift Visions erscheint, kann man allerdings schon nachvollziehen, wessen Geistes Kind das Quartett ist.
Die Einflüsse (Foo Fighters, Jimmy Eat World, Placebo), die NEVER COME RAIN selbst anführen, darf man durchaus so stehenlassen. Das Alleinstellungsmerkmal der Gruppe ist jedoch Keyboarderin und Sängerin Ariane Jahn, die sich mit ihrer kraftvollen wie variablen Stimme auch ohne affektiertes Gehabe zwischen den zahlreichen "Power-Frauen" (ob gewollt oder nicht) in der Rockszene platziert. In jedem Fall zieht sie die Sympathien des Hörers auf sich, während ihre Hintermannschaft angemessen flexibel aufspielt.
Das stilistische Spektrum der Band reicht vom sich langsam vom Balladenhaften aus hochschraubenden 'Tainted Mind', nachdem sie mit 'Colors' und dem noch etwas beliebigen Titelstück vergleichsweise unaufgeregt losgelegt hat, bis zum treibenden 'Heartless Ghost'. Ausgerechnet der nur anderthalbminütige Kracher 'A Little More' ist hingegen mit punkigem Power-Pop-Drive das Glanzlicht der EP.
Vermutlich tun NEVER COME RAIN also gut daran, mehr Energie in dieser Form freizusetzen, wenn es daran geht, ein Debütalbum zu komponieren und einzuspielen. Bereits jetzt glänzt die Combo aber mit einem guten Gespür für Hooks, fantasievollen Arrangements und einer Produktion, die sich auch auf der internationalen Ebene hören lassen kann.
FAZIT: NEVER COME RAIN sind ein vorbehaltlos empfehlenswerter Alternative-Rock-Newcomer, für eine deutsche Band erfreulicherweise kein bisschen bieder und mit einer Sängerin beseelt, die mit etwas Glück über die lokale Ebene hinaus von sich reden machen könnte. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/e29b0b532d56443183099087c15be42e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2018
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17:35
02.11.2018