Man kann darüber streiten, ob NIGHT DEMON nach einem gerade einmal knapp fünf Jahre andauernden, wenn auch steilen Aufstieg in der Metal-Szene bereits ein Livealbum veröffentlichen sollten, doch fest steht nach dem Hören von „Live Darkness“, falls man das US-Trio noch nie auf der Bühne bewundert hat: Das bisherig angehäufte Repertoire von Sänger/Bassist Jarvis Leatherby und Co. enthält eine Fülle von zeitlosen Gassenhauern und klingt bei Konzerten so dynamisch, wie es die Band bis dato noch nicht in einem Studio einzufangen vermocht hat.
Der Mitschnitt aus einem zum Platzen gefüllten Club in Cleveland, der zweiten Heimat der Musiker, kommt mit einem angenehm unbelassenen und dennoch zeitgemäß differenzierten Sound daher, denn an der Performance des trefflich aufeinander eingespielten Dreiers gibt es vermutlich wenig bis nichts zu beschönigen. Darum hören sich zukünftige Genre-Klassiker wie das swingende ‚Curse Of The Damned‘, das wehmütige ‚Dawn Rider‘ oder das ruppige ‚Maiden Hell‘ hier genau so an, wie sich der Frontmann sie laut eigener Aussage vorstellt. ‚Evil Like A Knife‘ ist das einzige exklusive Stück, ein Cover der Black Thrash-Rüpel Midnight, an dem sich deren Shouter und Gitarrist beteiligt.
Jarvis lässt im Interview mit dem Schreiber tief blicken … "Manche Bands warten darauf, dass ihnen eine größere anbietet, sie auf Konzerten zu begleiten, und verlieren dabei ihren Schwung. Ich bin stolz darauf, in meiner Heimat schon eine Menge für klassischen Metal getan zu haben, aber da geht noch mehr. Alles hängt bloß davon ab, wie ich die Band mit dieser Arbeit in Einklang bringen kann. Nach dieser Tour werden wir uns den Herbst freinehmen und ein erstes Fazit ziehen. Das Livealbum ist auch als Zäsur gedacht, denn wir haben uns vorgenommen, die Songs für unseren nächsten Longplayer etwas länger reifen zu lassen. Mal sehen, ob wir uns an diesen Vorsatz halten werden. In jedem Fall glaube ich, dass sich NIGHT DEMON immer noch am Anfang ihres kreativen Schaffens befinden; von uns wird man noch einiges hören, denn wenn wir eines nicht wollen, dann auf der Stelle treten. In letzter Zeit befasse ich mich so gut wie gar nicht mit anderer Leute Musik, weil ich mich nicht zu stark von irgendetwas beeinflussen lassen will. Zudem muss ich den Kopf erst wieder freibekommen, denn im Moment bin ich schwer aufnahmefähig. Wer sich tagein, tagaus mit einer Sache beschäftigt, braucht ab und an Abwechslung."
FAZIT: „Live Darkness“ bringt die verschwitzte Atmosphäre jenes Moments im Winter 2017 ausgezeichnet herüber, ist wieder einmal mit einem für die Band ikonischen Cover ausgestattet und hat das Potenzial, ein Dauerbrenner im Player junger bzw. junggebliebener Kuttenträger zu werden. NIGHT DEMON werden in den kommenden Jahren ein gehöriges Wörtchen in Sachen Edelmetallentwicklung mitzureden haben. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/38c27df36e8b47f7a06ba39b43595896" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.08.2018
Steamhammer / SPV
120:35
10.08.2018