Man muss in der heutigen Zeit schon eine große Portion Wagemut besitzen, ohne Plan B alles auf die Karte Musik zu setzen, um einen Traum zu leben, der schon anderen Künstlern ein Dasein von der Hand in den Mund beschert hat. Dies scheint den beiden Lübecker Musikern Flix Highfield und Marius Evan vollumfänglich klar zu sein, denn mit einem Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Selbstironie tauften sie ihr Erstlingswerk „Bravery“, was verdeutscht nichts anderes bedeutet als eben Wagemut, der seit ihrer Gründung für OH FYO! Programm ist.
Dabei kann Entwarnung gegeben werden, denn mit Blick auf „Bravery“ scheint es in nächster Zeit sogar etwas mehr auf den Teller zu geben und das Knabbern am Hungertuch vorerst abgewendet.
Mit untrüglichem Gespür für eingängige Pop-Hymnen liefern OH FYO! auf ihrem Debüt einen Ohrwurm nach dem anderen ab. Stilistisch irgendwo zwischen den Pet Shop Boys und Anberlin angesiedelt, besticht „Bravery“ zum einen durch den markant guten Gesang Flix Highfields, dessen unverbrauchte Performance mit der Qualität der Kompositionen wundervoll harmoniert, zum anderen durch ausgeklügelte Arrangements, die Vergleiche mit Major-Produktionen nicht zu scheuen brauchen.
Letzteres kommt nicht von ungefähr, denn Benjamin Lawrenz, der neben seiner Arbeit für die Hamburger Dark-Rock Formation LORD OF THE LOST schon für Bands wie DEEP PURPLE, SAGA und GAMMA RAY am Mischpult tätig war, hat sein Können in den Dienst OH FYO!s gestellt. Zudem ist der Frontmann der Darkrocker Chris „The Lord“ Harms als Co-Produzent mit von der Partie.
Ein Highlight des Albums ist <a href="https://www.youtube.com/watch?v=4ayJiQc6bl0" rel=„nofollow“>“Walls Of Utopia“</a>, mit dem die Band 2017 ins Finale der INTERNATIONAL SONGWRITING COMPETITION einziehen konnte, Jurymitglieder waren u.a. Tom Waits und Bastille. Aber auch Tracks wie „Late At Night“, „Sun Comes Up“ und „Covered In Gold“ liefern kraftvollen Gute-Laune Pop mit hohem Unterhaltungswert und Hitpotential.
FAZIT: OH FYO! haben mit „Bravery“ ein gelungenes Debüt vorgelegt, das genügend Potential hat, für einen größeren Bekanntheitsgrad der beiden Lübecker Musiker zu sorgen. Im Zeitalter durch Casting-Wahnsinn protegierter, völlig talentfreier Darbietungen setzen OH FYO! mit „Bravery“ einen Gegenimpuls, der stark genug sein könnte, um ihren Traum, den sie in ihrem Song „Covered In Gold“ zum Ausdruck bringen, Wirklichkeit werden zu lassen: Als gestandene Musiker, in „Gold gewandet“ nach Hause zurückzukehren.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.02.2018
Flix Highfield, Marius Evan
Marius Evan, Flix Highfield
Leon Saleh
DIY (Selbstvertrieb)
44:04
14.12.2017