Schweden, Muttersprache, Schnauzbärte, Jeans und speckige Lederjacken, vielleicht auch mal ein Blumenhemd, gleichwohl in dunkleren Farben, was diese spezielle Kapelle hier angeht … Eine derartige Assoziationskette sollte eigentlich genügen, um OBLIVIOUS zu beschreiben, deren „När Isarna Sjunger“ eine leicht gedrückte Ausdeutung des traditionellen Rock der 1970er bietet.
Die Band hebt sich praktisch in keiner Weise von der längst unüberschaubar gewordenen Vielzahl möglicher Mitbewerber um den Retro-Thron ab, bloß dass sie die Beine nicht so weit spreizt, wenn sie ihre passenderweise immer ein bisschen melancholischen Genre-Songs spielt. Will heißen: Die Herren treten nicht prollig auf, indem sie die ewig gleichen, klischierten Blues- und Rock-Floskeln bemühen, sondern halten sich auf wohltuende Weise zurück.
Andererseits stellt man sich die jungen Musiker auch nicht als verzärtelt introvertierte Kinder vor, zumal das Material in seinem nicht unerheblichen Facettenreichtum den Eindruck von Abgeklärtheit hinterlässt. Wie in den meisten Fällen, wenn es um Skandinavien geht, haben wir es hier hörbar mit Cracks zu tun, die genau wissen, was sie wollen. Das etwas kämpferischere ‚Fästet‘ ist inmitten des gedämpften Ganzen ein relativer Ausreißer, und darüber hinaus lässt sich die Gruppe ungern festnageln; nicht einmal der Singalong ‚Låt Stenarna Rulla‘ lässt plumpe Vergleiche mit normalerweise nennbaren Namen aus der Vergangenheit zu.
Das episch verträumte Titelstück ‚När Isarna Sjunger‘ und die zum Schunkeln animierende Ballade ‚Hitta Hem‘ am Ende als verheißungsvoller Ausklang sind die ausgemachten Glanzlichter auf diesem Album, das einen soliden Grundstein legt. Schon gut, aber da geht noch mehr.
FAZIT: Mit „Na?r Isarna Sjunger“ platzieren sich OBLIVIOUS einerseits unschön offensichtlich in der Mitte des unübersichtlichen Vintage-Geschehens, bezeugen aber andererseits auch den Mut und Willen zu einer verhältnismäßigen Andersartigkeit, die sich in sachteren, ja fast zarten Tönen äußert. Daraus ergibt sich Songmaterial, dem es noch etwas an Durchschlagskraft und Eingängigkeit fehlt, aber die Basis stimmt, und was die einen als Mangel empfinden, gefällt dem Prog-Fan vielleicht umso mehr. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5111d0c76b36451984ed8a4b359b925d" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2018
Gaphals / Cargo
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16.02.2018