Musik(-lehr-)er Mario Alsleben alias PIMALO betreibt das Kleinkunstcafé "Lebemann" im thüringischen Eisenach und ist nebenbei Songwriter aus Leidenschaft, was man "The Trees Are Still Moving" zu jeder Sekunde anhört. Dieses Album ist ein Ton gewordener Anachronismus, denn im Grunde genommen spielen wenige Gruppen oder Solisten (falls überhaupt irgendjemand) den hier gebotenen Sound.
Das Material speist sich aus Indie oder Alternative Rock, wie er ursprünglich einmal gedacht war, und bleibt darum stilistisch weniger verbindlich als hinsichtlich des zugrundeliegenden Ethos DIY. Eigeninitiative und von allen Business-Zwängen unabhängige Kreativarbeit mögen in der heutigen Zeit Phrasen geworden sein, doch ein entsprechendes Flair versprühen die Songs der Scheibe definitiv, auch wenn es sich mehrheitlich um ganz klassischen Liedermacher-Stoff handelt.
Der springlebendige 'Mandolin Song' und das etwas müde klingende 'The Way mit ihren repetitiven Hauptmotiven bringen den Stil von PIMALO am prägnantesten auf den Punkt. Alsleben erzählt Geschichten, die das Leben schreibt oder schreiben könnte, und kleidet sie in ansprechende Klanggewänder, ob in Form einer Ballade wie 'Falling Apart' mit Handklatschen oder des mit Keyboard-Teppich unterlegten 'Losing My Way'. Die Mandoline ist in der Tat oft das tragende Instrument des minimalistischen, aber gewiss nicht unterproduzierten Song-Reigens.
Das ausufernde und nur widerwillig ins Ohr gehende 'Politics' und die generell ausgefuchste Rhythmik (höre beispielsweise 'Your Smile') wiederlegen derartige Verdachte von vornherein; Marios nölende Stimme hat etwas leicht Dilettantisches, aber Charme, und wohingegen der Gesang die Achillesferse des Projekts darstellt, reizt der sich mit tiefen Bassfrequenzen konterkarierende helle Klang des Hauptsaiteninstruments ungemein. Bläser-Arrangements in 'Walking Away' oder dem gesangslosen und teils um elektronische Klangelemente ergänzten Finale 'Mandolin Reprise' (dauert fast neun Minuten) bezeugen zudem einen gewissen Ehrgeiz, der Einflüsse aus dem Prog-Bereich denkbar macht.
FAZIT: Mario Alsleben ist sich als Singer-Songwriter in erster Linie selbst genug, geht aber nicht den einfachsten Weg, um sich mit PIMALO hervorzutun. Seine kunstvollen musikalischen Narrative wirken wie aus der Zeit gefallen und dennoch zeitgenössisch - nicht nur, weil er kluge Texte schreibt -, bieten viel zum Entdecken und erfreuen durch eine generell positive Stimmung, von der man sich gern anstecken lässt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2018
QFTF /Galileo
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01.06.2018